München/Würzburg – Blauer Himmel, Sonnenschein und ein gut gelaunter bayerischer Ministerpräsident: Am Samstag hat Markus Söder (CSU) gemeinsam mit dem Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Frühjahrsvolksfest in Würzburg eröffnet. Es ist das erste Volksfest im Freistaat, das nach der zweijährigen coronabedingten Zwangspause stattfinden kann. „Volksfeste gehören einfach zu Bayern“, twitterte Söder nach seiner Rede und einer Runde Riesenrad: „Bin selbst großer Volksfest-Fan.“
Bei manchem sorgte der Auftritt des feiernden Ministerpräsidenten dennoch für Verwunderung. „Auf der einen Seite kritisiert er die Ampel für die Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen, auf der anderen Seite stellt er sich bei einem Volksfest auf die Bühne“, sagt FDP-Landtagsfraktionschef Martin Hagen. „Das passt nicht zusammen und zeigt einmal mehr, dass Söder nur aus Prinzip gegen all das ist, was die Ampel im Bund beschließt.“
Tatsächlich hatte Söder das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes in den vergangenen Tagen wiederholt scharf kritisiert. Die neuen Vorgaben schadeten der Gesundheit der Bürger, wetterte Söder. Nun drohe auch die Gefahr einer Durchseuchung. Nach dem neuen Gesetz fallen bis auf wenige Ausnahmen alle Zugangsbeschränkungen und auch die Maskenpflicht in Innenräumen weg. Nach dem Ende der Übergangsfrist am 2. April können die Länder nur mehr über die sogenannte Hotspot-Regel schärfere Maßnahmen erlassen.
Die Grünen in Bayern haben angesichts der hohen Infektionszahlen und der personellen Engpässe in den Kliniken die Regierung aufgefordert, ganz Bayern zum Hotspot zu erklären. Die FDP lehnt das ab. „Um ganz Bayern zum Hotspot zu erklären, müssten die Kliniken flächendeckend überlastet sein“, sagte Hagen. Dies sei nicht der Fall. Am Dienstag muss das bayerische Kabinett entscheiden, wie es mit den Corona-Regeln weitergeht. Ohne Beschluss laufen die bisherigen Bestimmungen automatisch aus. Dann dürfte auf den Volksfesten wieder jeder ins Bierzelt – ganz ohne 3G und ohne Maske. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kündigte gestern an, dass er sich eine Verlängerung der Maskenpflicht vorstellen könne. BEATRICE OSSBERGER