Wolfratshausen – Gut 5000 Besucher nutzen im vergangenen Winter die künstliche Eisfläche an der alten Floßlände in Wolfratshausen – um ein paar Runden auf Schlittschuhen zu drehen oder den Eisstock auszupacken. Doch im kommenden Winter soll es an der Loisach keine Eiszeit mehr geben. Das hat nun der Jugend- und Kulturausschuss des Wolfratshauser Stadtrats entschieden.
Defizitär war die künstliche Eisfläche in Wolfratshausen schon immer – zuletzt lag das Minus bei gut 50 000 Euro. Der Hauptgrund für die Absage ist aber ein anderer. „Künstliche Eisflächen wirken wie aus der Zeit gefallen“, sagte die Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) – auch wenn der Freizeitwertverlust für die Jugendlichen zu bedauern sei. SPD/FDP-Fraktionssprecher Fritz Meixner hält den hohen Stromverbrauch der Kälteaggregate angesichts des von der Stadt ausgesprochenen Klimanotstands nicht für vertretbar. Der Stadtrat kann den Beschluss aus dem Ausschuss allerdings noch aufheben.
Im Netz sorgte die Entscheidung sofort für eine hitzige Debatte. Von einem Schildbürgerstreich, Stillstand und verlorener Bürgernähe ist da die Rede. Tatsächlich hatte die Stadt auch eine Kunststoffbahn als Alternative geprüft. Denn die verbraucht weder Wasser noch Strom. Doch mit Schlittschuhlaufen auf Natureis ließe sich eine Plastikbahn nicht vergleichen, trug eine Rathausmitarbeiterin vor. Zudem könne Abrieb von umweltschädlichen Mikropartikeln entstehen und in die Loisach gelangen.
Wolfratshausen ist nicht die erste Stadt in Bayern, die über künstliche Eisbahnen diskutiert. Erding hat bereits 2019 auf eine Kunststoffbahn umgestellt. Auch dort gab es Ärger wegen des Mikroplastiks, AfD und Bayernpartei forderten eine Rückkehr zum echten Eis – doch es blieb bei der Alternative. Ob die Bahn auch im nächsten Winter wieder aufgebaut wird, ist noch nicht entschieden. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) deutete aber bereits an, dass er die Eisbahn wieder aufbauen will.
Eckart Lutzeier kennt die Debatte um Kunststoffbahnen, gemeinsam mit Ex-Fußballprofi Andreas Görlitz bietet er selbst eine mobile Kunsteisbahn an. „Unsere ist zertifiziert, den Abrieb könnte man sogar essen“, sagt er. Er habe aber schon von anderen Anbietern gehört, dass diese ihre Bahnen wieder abbauen mussten, weil das Material nicht zertifiziert war. Nach der langen Corona-Pause hat Lutzeier schon wieder die ersten Aufträge für den kommenden Winter – unter anderem in Fürstenfeldbruck.
Auch in Penzberg diskutierte der Stadtrat schon 2020 über den hohen Energieverbrauch für das jährliche „Eismärchen“, das in etwa den Jahresverbrauch von zehn Vier-Personen-Haushalten schluckte. Weil man die Eisbahn aber als „wichtigen Baustein des Zusammenlebens“ würdigte, entschieden sich die Stadträte gegen einen Verzicht. Über eine Neuauflage im kommenden Winter soll Ende des Monats entschieden werden.