Schon die alten Germanen sollen zu ihrem Frühlingsfest eine Neunkräutersuppe aus dem ersten Frühlingsgrün der Natur serviert haben. Denn wenn die lange Zeit der dunklen Wintermonate sich dem Ende neigte, und die Tage wieder länger als die Nächte wurden und die Natur wieder erwachte, dann feierten unsere Vorfahren ein großes Fruchtbarkeitsfest, berichten die Historiker. Eben mit jeder Menge frischen Kräutern. Diese reinigen nach dem Winter den Körper und erneuern die Lebensenergie, so die Überlieferung.
Die Christen übernahmen diesen Brauch und interpretierten die Suppe neu: Die zum Teil bitteren Kräuter sollen an das Leiden Christi erinnern. Seit dem Mittelalter sind Neunkräutersuppen zu Gründonnerstag als Fastenspeise überliefert.
Auch wenn es Brauch ist, an Gründonnerstag bevorzugt „grüne Speisen“ zu essen, heißt der Tag vermutlich nicht deshalb Gründonnerstag. Sprachforscher vermuten vielmehr, dass sich der Name vom mittelhochdeutschen „grinen“ der Büßer herleitet, die an diesem Tag wieder in die gottesdienstliche Gemeinde aufgenommen wurden.
Abhängig von Region und Vorlieben variieren Pflanzenmischungen und Zubereitungsart. Natürlich hat es auch einen Einfluss, wie früh oder spät Ostern fällt und welche Pflanzen dann schon wachsen. Rezepte für diese „Grüne Neune“ gibt es deshalb unendlich viele. Traditionell sollen es aber neun verschiedene Kräuter sein. Über die Zahl neun lässt sich nur spekulieren. Drei ist die magische Zahl der Kelten. Bei den Katholen steht die Zahl für die heilige Dreifaltigkeit. Daraus wurde drei mal drei, also neun.
Brennnessel, Giersch, Spitzwegerich, Löwenzahn, Vogelmiere, Taubnessel, Gänseblümchen, Petersilie, Wegerich, Scharbockskraut, Schafgarbe, Brunnenkresse und Gundermann wachsen jetzt am Wegesrand. Sie kann man für dieses Gericht verwenden. Wer will, greift alternativ zu Rucola, Petersilie, Kerbel, Dill, Basilikum, Bärlauch, Kresse und Schnittlauch. Der Vorteil von Wildkräutern ist jedoch, dass sie mehr Mineralstoffe und Vitamine als kultivierte Küchenkräuter enthalten.
Gründonnerstagsuppe für zwei Personen: Neun verschiedene Kräuter, beispielsweise eine gute Handvoll Brennessel (Blätter), eine gute Handvoll Giersch (Blätter), eine gute Handvoll Löwenzahn (Blätter, Blüte, Wurzel), eine Handvoll Taubnessel (Blätter, Blüte, Stiel), eine Handvoll Bärlauch, eine kleine Handvoll Gänseblümchen (Blüte und Blätter), etwas Sauerampfer (alternativ Kresse oder Sprossen), etwas Spitzwegerich, eine Hand voll Vogelmiere 1 Zwiebel 1 Knoblauchzehe 1 Karotte 2 Kartoffeln etwas Öl oder Butter zum Anbraten Salz, Pfeffer, Muskatnuss ½ Liter Wasser 100 ml Sahne Zur Deko Gänseblümchen Zubereitung: 1. Zwiebeln und Knoblauch fein würfeln. In einem Topf etwas Öl erhitzen, Zwiebel und Knoblauch darin glasig braten. 2. Karotten und Kartoffeln schälen und würfeln, in den Topf geben. Kurz anschwitzen. Mit einem halben Liter Wasser aufgießen und kochen, bis die Kartoffeln weich sind. 3. Wildkräuter hinzugeben und fünf Minuten köcheln lassen. 4. Mit dem Handmixer pürieren und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Mit einem Schuss Sahne verfeinern und mit Blümchen dekorieren. Sofort servieren. STEPHANIE EBNER