Ostern ist das höchste Fest aller christlichen Kirchen. Es steht für Hoffnung und Nächstenliebe. In diesem Jahr aber sind im Ukraine-Krieg viele österliche Hoffnungen „zertreten, zerschossen und zerbombt worden“, sagt der württembergische Landesbischof Frank Otfried July in seiner Osterbotschaft.
Der Bischof übt auch deutliche Kritik an der Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche und ihrem Oberhaupt, dem Patriarchen Kyrill. „Heute müssen wir erschüttert zur Kenntnis nehmen, dass eine altehrwürdige Kirche, wie es die Russisch-Orthodoxe ist, den verbrecherischen russischen Angriffskrieg nicht zurückweist, sondern ihn noch nicht einmal benennt.“
Die Russisch-Orthodoxe Staatskirche schließt die Ukraine ein. Da kann es schon begrifflich keinen Krieg geben. Das Ostergebet dort wurde erweitert um die Fürbitte, dass Gott die auswärtigen Feinde der „Heiligen Rus“ zerschmettern möge. Ebenso sieht auch Putin – in Umkehrung der Verhältnisse – in der Ukraine einen Krieg der Amerikaner und des Westens gegen Russland. Schon 2018 aber hat die Orthodoxe Kirche in der Ukraine sich für unabhängig vom Patriarchen in Moskau erklärt. Ihr Oberhaupt sitzt nun in Istanbul, nicht mehr in Moskau. Wir haben es also auch mit einer in Krieg ausgearteten Kirchenspaltung zu tun.
Ein schwieriges Osterfest liegt ebenso vor Papst Franziskus in Rom. In seinen Friedensappellen und seiner Kritik an der Gewalt mag er nicht Ross und Reiter nennen. Die Wörter „Russland“, „Moskau“ und „Putin“ nimmt er nicht in den Mund. Er beschränkt sich ganz neutral darauf zu sagen, dieser „verabscheuungswürdige Krieg“, für den es keine Rechtfertigung gebe, müsse umgehend beendet werden. Franziskus ist vorsichtig gegenüber Moskau. Rom will die Tür zu weiteren persönlichen Kontakten mit Kyrill nicht zuschlagen.
Keine Namen zu nennen, entspricht dabei einer 100-jährigen päpstlichen Diplomatie. Pius XII. habe es im Zweiten Weltkrieg auch nicht getan. Der Dramatiker Rolf Hochhuth hat das in seinem Stück „Der Stellvertreter“ genüsslich ausgebreitet.
Die Evangelische Kirche Deutschlands, nicht nur der eingangs zitierte Landesbischof dagegen, hat auf einer Friedenskundgebung in Berlin durch die Ratsvorsitzende Kurschus die russische Regierung zum sofortigen Stopp des Ukrainekrieges aufgefordert. Die Bundesrepublik ist aber kein Kirchenstaat. Unser oberster Repräsentant, Bundespräsident Steinmeier, hat die richtigen Worte zu diesem Krieg gefunden. Seine jahrelange Fehleinschätzung des russischen Systems hat er eingeräumt, wenn auch mit dem unnötigen Hinweis, „anderen“ sei es ebenso ergangen. Von Selensky ist er zur in der Ukraine unerwünschten Person erklärt worden. Das ist ein schwerer Schlag gegen Deutschland, der nicht hätte geführt werden sollen. Nicht ganz falsch aber, dass uns Deutschen an diesem besonderen Osterfest der Spiegel vorgehalten wird. Schmerzlich müssen wir erkennen, wie sehr wir Vertrauen verspielt haben, keineswegs nur in der Ukraine.
An diesem Osterfest im Krieg müssen wir zur Versöhnung beitragen. Dafür steht die christliche Gewissheit, die alle menschlichen Irrungen überragt, dass hinter Golgatha der Tag der Auferstehung liegt. Möge damit eine neue Pfingstzeit der Wahrhaftigkeit beginnen.
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