Gläubige kehren zurück in die Kirchen

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – „Unsere Kirche war zum ersten Mal wieder so richtig gefüllt.“ Pater Andreas Batlogg, Kirchenrektor an St. Michael in München, blickt zufrieden auf die österlichen Tage in der barocken Kirche in der Münchner Fußgängerzone zurück. Von der Sorge, dass viele Menschen in den Lockdown-Zeiten den Kontakt zur Kirchengemeinde verloren haben oder nach der erneuten Debatte um das Missbrauchsgutachten den Weg in den Gottesdienst scheuen könnten, ist nach den Feiertagen bei Nachfragen in Pfarrgemeinden der Region wenig zu hören.

Der Jesuit Batlogg führt das zum Teil auch auf den Krieg in der Ukraine zurück. „Ich glaube, dass viele Menschen Trost und Zuspruch in diesen Zeiten gesucht haben. Wir bringen die Sprachlosigkeit in einen Raum“, versucht er eine Erklärung. Weitgehend besetzt waren laut Dompfarrer Klaus Peter Franzl in der Osternacht auch die Sitzplätze im Münchner Liebfrauendom. An den Kar- und Ostergottesdiensten hätten „deutlich mehr Gläubige teilgenommen als in den vergangenen beiden Jahren“. Die Zahl der Teilnehmer war ja auch nicht mehr beschränkt. Das Tragen einer FFP2-Maske während der Gottesdienste wurde aber nachdrücklich empfohlen. Das Vor-Corona-Niveau wurde bei den Besuchern noch nicht wieder erreicht.

Ein wichtiger und großer Schritt in Richtung Normalität waren für Peter Brummer, Pfarrer von St. Joseph in Tutzing (Kreis Starnberg), die Gottesdienste in der Kar- und Osterwoche. „Viele Menschen haben sich gefreut, dass wieder schöne und festliche Gottesdienste möglich waren.“ Mit Musik und Gemeinde-Gesang. Endlich habe man wieder kirchliche Gemeinschaft erleben können. Allerdings wird auch in Tutzing dringend empfohlen, weiter Maske zu tragen. „Ein wichtiges Zeichen der Rücksichtnahme“, so der Pfarrer. Brummer weiß, dass es nach wie vor die vorsichtigen, die älteren und chronisch kranken Menschen gibt, die den Besuch von Gottesdiensten scheuen. „Manche bleiben auch weg, weil im Laufe der Zeit die Beziehung zur Kirche verloren gegangen ist.“ Die zurückliegenden Feiertage hatten für Brummer in diesem Jahr vor allem auch durch den Krieg in der Ukraine einen großen Spannungsbogen – vom Dunkel der Kartage zum Licht und der Hoffnung der Ostertage.

Von den 400 bis 450 Sitzplätzen in der Miesbacher Stadtpfarrkirche waren über die Hälfte besetzt, schätzt Angelika Gigl von der Mariä-Himmelfahrts-Gemeinde. Trotz vieler Kirchenaustritte in letzter Zeit seien die Gottesdienste gut besucht gewesen. „Es ist nicht so, dass Corona uns alles weggenommen hat.“ Viele Menschen seien noch sehr gläubig. Zur ökumenischen Auferstehungsfeier am Karsamstag im Freien seien bestimmt 250 katholische und evangelische Gläubige gekommen. Vor allem die Friedensgebete würden weiter sehr gut besucht.

„Weihnachten gab es noch richtige Löcher in den Bankreihen“, berichtet Diakon Jörg Lücke vom Seelsorgsteam des Pfarrverbands Oberammergau. Auch zu Ostern hatte er eigentlich stärker rückläufige Gottesdienstbesucher-Zahlen befürchtet. Dass es anders gekommen ist, freut ihn sehr. Das Singen sei noch „etwas dezenter“ ausgefallen – „man ist schon noch etwas vorsichtig“.

Insgesamt gut besucht waren die evangelischen Gottesdienste an den Ostertagen nach Informationen von Christian Kopp, Regionalbischof von München und Oberbayern. „Es gab in dieser Zeit ein großes Bedürfnis nach Licht im Dunkel dieser Zeit und nach dem Erbarme Dich aus der Matthäus-Passion. Es war ein bisschen wie vor Corona“, beschreibt er die Atmosphäre. Und dabei hätten Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch Mesner und Kirchenmusiker mit vielen Corona-Ausfällen zu kämpfen gehabt.

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der direkt nach Ostern in die evangelische Partnerkirche Kenia gereist ist, freute sich, in der Münchner Matthäus-Kirche „endlich einmal wieder mit vielen Menschen Ostern“ gefeiert zu haben, mit wunderbarer Musik vom Münchner Motettenchor.

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