„Der Gipfel ist ein Riesenaufwand“

von Redaktion

INTERVIEW Anwohnerin Sandra Steinhauser hofft auf friedliches G7-Treffen

Klais – Sie wissen, was auf sie zukommt. Vor sieben Jahren haben die Bewohner der Gemeinde Krün (Kreis Garmisch-Partenkirchen) und der Ortsteile Elmau, Kranzbach, Gerold und Klais den G7-Gipfel schon mal mitgemacht. Vom 26. bis zum 28. Juni kommen die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen erneut auf Schloss Elmau zusammen. Sandra Steinhauser lebt seit zwölf Jahren in Klais. Als Ortsvorsteherin vertritt sie ihren Weiler im Krüner Gemeinderat. Im Interview spricht Steinhauser darüber, wie sie sich auf das G7-Treffen vorbereitet.

Frau Steinhauser, wie geht es Ihnen damit, dass Krün – und damit auch Klais – erneut Schauplatz des G7-Gipfels wird?

Gebraucht hätten wir das alle nicht noch einmal. Es wäre uns schon lieber gewesen, man hätte einen anderen Tagungsort gefunden. Den Gipfel zu organisieren und über die Bühne zu bringen, ist schon ein riesen Aufwand. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass die Staats- und Regierungschefs zusammenkommen. Ich glaube, dass das Treffen etwas bringt.

Nach zwei Jahren Pandemie und vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs ist die Ausgangslage eine andere als 2015. Haben Sie Bedenken, dass die Stimmung aufgeheizter sein könnte als letztes Mal?

Sicherlich sind viele Menschen mit der Politik unzufrieden. Das hat man bei den Corona-Spaziergängen gesehen. Ich hoffe aber, es bleibt genauso friedlich wie 2015. Um Klais mache ich mir ehrlich gesagt weniger Sorgen. Ich denke, es könnte in Garmisch-Partenkirchen oder München zu Demonstrationen kommen. Sollte das passieren, hoffen wir das Beste.

Klais selbst wird sich dann in einer streng bewachten Sicherheitszone befinden. Auf welche Einschränkungen stellen Sie und die anderen Bürger sich ein?

Wer den Ort verlässt, muss einkalkulieren, dass er von der Polizei kontrolliert wird. Das könnte tatsächlich nervig werden. Wir merken jetzt schon ein sehr hohes Polizeiaufkommen hier. Ich persönlich will mir die beiden Tage freinehmen, damit ich nicht zur Arbeit nach Garmisch-Partenkirchen fahren muss. Dort habe ich einen Job als Sozialpädagogin. Man sollte rund um den G7-Gipfel keine Termine legen, für die man den Ort verlassen muss. Aber wir reden über einem Zeitraum von maximal einer Woche. Das ist machbar. Ich bin eigentlich recht entspannt.

Was werden Sie in Klais selbst vom Gipfel mitbekommen?

In Klais werden wir vom ganzen Spektakel diesmal wohl nicht viel bemerken. Die Politiker sollen mit dem Hubschrauber direkt am Schloss landen. Auch in Krün wird es heuer keinen Empfang geben wie 2015 für Barack Obama. Das war damals natürlich eine große Ehre, als er durch unseren Ort gefahren ist. Aber das zu organisieren war auch wieder sehr aufwendig. Der Ort musste noch mal komplett abgesperrt werden. Dass so ein Empfang diesmal nicht stattfindet, macht es für uns leichter. Wir werden diesmal wohl nur die Polizisten sehen. Vor sieben Jahren waren die sehr freundlich und hilfsbereit.

Hilfe benötigen vor allem auch die Klaiser Schüler, die zum Unterricht nach Krün, Mittenwald oder Garmisch-Partenkirchen müssen. Die Verantwortlichen haben für den Transport ins Gipfel-Dorf Krün noch keine finale Lösung gefunden.

Warum sollte man den Kindern den schweren Schulweg aufbürden? Mein zehnjähriger Sohn geht in die Grundschule in Krün. Die würde die Kinder am 27. und 28. Juni gerne in den Distanzunterricht schicken. Das gleiche haben wir vom St. Irmengard Gymnasium in Garmisch-Partenkirchen gehört, wo meine Tochter zur Schule geht. Mein Sohn würde sich freuen, wenn er an diesen zwei Tagen zu Hause bleiben könnte. Er findet alles, was rund um den Gipfel passiert, furchtbar spannend. Auch für meine Tochter wäre das in Ordnung, wenn sie kurzzeitig wieder von daheim lernen müsste. Sie ist das aus den letzten zwei Corona-Jahren schon gewohnt. Was den digitalen Unterricht betrifft, hat sich bei den Lehrkräften eine Routine eingespielt. Das ist wenigstens ein positiver Effekt der Pandemie.

Heißt das, Sie igeln sich dann richtig zu Hause ein?

Zumindest bleiben wir, wenn es geht, die Zeit über in Klais. Wir werden schon rausgehen und schauen, ob doch was auf den Straßen geboten ist. Interview: Katharina Brumbauer

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