München – Er gehört zu den Pionieren der ersten Stunde. Hubert Weiger, langjähriger Chef und Mitbegründer des Umweltverbandes BUND, hat als erster in Deutschland seinen Zivildienst im Umweltschutz geleistet – ein Pilotprojekt der damaligen Bundesregierung. Er prägte den Begriff Waldsterben mit, hat sich früh gegen Atomkraft gestellt. Heute wird Weiger 75 Jahre alt. Aus der Verbandsspitze hat er sich seit längerer Zeit zurückgezogen, sein Einsatz für Umwelt- und Naturschutz bleibt jedoch ungebrochen.
Es sei auch angesichts des Ukraine-Kriegs notwendiger denn je, die Bürger wieder aktiv am Ausbau erneuerbarer Energien zu beteiligen, etwa über Energie-Genossenschaften, verlangt Hubert Weiger. Man müsse die Bürger ermutigen, ihr privates Geld einzusetzen, um Strom und Energie zu erzeugen. „Sonst haben wir keine Chance, die Energiewende umzusetzen.“
Derzeit setzt er sich besonders dafür ein, dass das Grüne Band Deutschland, seinerzeit von ihm mitinitiiert, als internationales Weltnatur- und Weltkulturerbe dauerhaft gesichert wird. Das Band umfasst den Geländestreifen der ehemaligen innerdeutschen Grenze mit seiner hohen Artenvielfalt. Der 12 000 Kilometer lange Streifen führt zwischen Polarmeer und Schwarzem Meer entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs.
Als Weiger sein Forstwirtschaftsstudium begann, gab es kein Umweltministerium, und Naturschutz interessierte kaum jemanden. Dabei war der Wald schwer geschädigt, Waldgebiete und Wiesen wurden betoniert und asphaltiert. 1981 organisierte Weiger, der zeitweise eine Professur in Kassel hatte und als Dozent an der Uni München arbeitete, gemeinsam mit anderen die erste Pressefahrt in einen kranken Wald – das Bewusstsein wuchs.
Vor Jahren benannte Hubert Weiger sein Langzeitziel so: „Meine Vision ist, dass wir 2050 nachhaltig leben: Dass wir nur noch Produkte haben, die sich in den Kreislauf der Natur zurückführen lassen.“ Heute sagt er auch mit Blick auf internationale Vereinbarungen: „Ich glaube, wir müssen und werden das früher schaffen.“ Denn: „Die Kreislaufwirtschaft ist eine Überlebensfrage der Industriegesellschaft.“ lby