Würzburg – 25. Juni 2021, kurz nach 17 Uhr: Hossein Moradi beobachtet in einem Würzburger Kaufhaus einen barfüßigen Mann. „Ich suche ein Messer“, sagt der Unbekannte nach Erinnerung des Kaufhausdetektivs zu einer Verkäuferin. Kurz danach hat der vermeintliche Kunde ein Küchenmesser aus einer Auslage in der Hand, „bestimmt 30 oder 40 Zentimeter groß“. Und damit sticht der Mann unvermittelt zu.
Nach wenigen Augenblicken sind drei Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren aus dem Leben gerissen. Auf der Straße sticht der wahrscheinlich psychisch kranke Flüchtling weiter offenbar wahllos auf Passanten ein. Vier Frauen, ein damals elfjähriges Mädchen und ein 16-Jähriger werden schwer verletzt. Zudem gibt es drei Leichtverletzte. Eine der Angegriffenen bleibt unversehrt.
Kaufhausdetektiv Moradi heftet sich an die Fersen des Angreifers. Der 57-Jährige rennt ihm wie auch andere mutige Passanten durch die Innenstadt hinterher, redet auf den Flüchtling ein. Der wohl heute 33 Jahre alte Somalier – die Behörden wissen nicht sicher, wann er geboren wurde – taumelt über das Pflaster. Er ist barfuß, in der linken Hand hält er das Messer.
Moradi, 2005 aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet und für seine Courage vom Land Bayern bereits ausgezeichnet, kann den Messerstecher schließlich nach eigener Darstellung überwältigen. Er hält ihn fest, bis die Polizei übernimmt. „Ich kann seinen schwarzen Blick nicht vergessen“, erzählt er kurz vor Prozessbeginn gegen den Somalier.
Von morgen an will das Landgericht Würzburg in einem Sicherungsverfahren herausfinden, was den 33-Jährigen zu der Messerattacke trieb. Kurz nach der Tat waren die Spekulationen über sein Motiv nur so ins Kraut geschossen. Ein Terrorakt, ein islamistischer Anschlag, religiöser Wahn, die Tat eines Irren? Mittlerweile sind sich die Ermittler sicher, dass der Täter psychisch krank ist und bei der Attacke schuldunfähig war. Dabei stützen sie sich auf zwei psychiatrische Gutachten.
2015 wurde der Solmalier erstmals in Deutschland registriert. Seither fiel er mehrmals wegen psychischer Probleme auf. Bis zum Tattag hatten die Behörden aber nach eigenen Angaben keine Hinweise darauf, dass der Mann andere Menschen gefährden könnte.
Die Generalstaatsanwaltschaft München will den Flüchtling nun dauerhaft in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses unterbringen lassen.