München – Auf dem Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes leuchtet Bayern dieser Tage dunkelrot. Dunkelrot bedeutet: hohe Belastung. Diese Warnstufe wird erreicht, wenn mindestens 50 Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen werden. In für Allergikern schlimmen Zeiten kann der Wert auch mal im dreistelligen Bereich liegen. Und oft kommen mehrere Pollenarten zusammen.
„Ungewöhnlich ist die hohe Belastung im April nicht“, sagt Christina Endler. „Schließlich sind wir mitten in der Birkenblüte, und der April ist der Hauptmonat für die Birke.“ Was der Forscherin und ihren Kollegen am Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes aber auffällt, ist, dass die für Allergiker anstrengende Zeit „tendenziell immer früher beginnt und es kaum mehr Phasen gibt, in denen nichts in der Luft liegt“.
Betrachtet man die Blütezeiten der vergangenen 30 Jahre, zeigt sich, dass viele Bäume und Gräser inzwischen im Durchschnitt bis zu drei Wochen früher blühen. „Früher begann die Saison im Februar, heute ist es oft schon im Januar so weit“, sagt Endler.
Wie stark Allergiker auf Pollen reagieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Menge der Pollen in der Luft kommt es laut der Forscherin auch auf ihren Allergengehalt an, „und der variiert von Jahr zu Jahr und von Pflanze zu Pflanze“. Ob und wie stark sich der Heuschnupfen bemerkbar macht, ist zudem von Patient zu Patient unterschiedlich.
Um Heuschnupfen behandeln zu können, sollten vor allem Neu-Betroffene zunächst einen Test beim Hautarzt oder Allergologen machen. Beim sogenannten Pricktest werden Allergieauslöser identifiziert. „Dabei wird die obere Hautschicht am Unterarm ganz leicht angeritzt und mit 15 bis 20 Tropflösungen mit verschiedenen Allergieauslösern wie Pollen, Hausstaubmilben, Pilzsporen und Nahrungsmitteln beträufelt“, erklärt der Münchner Allergie-Experte Dr. Christoph Liebich. Entsteht beim Test eine Quaddel oder eine Rötung, ist das ein starker Hinweis auf eine allergische Reaktion.
Die schlechte Nachricht: „Wer von einer Pollenallergie betroffen ist, wird sie nie mehr ganz los“, sagt der Mediziner. Eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung mache trotzdem immer Sinn. „Sie verhindert, dass die Entzündungen der Nase auf die Lunge übergreifen und so allergisches Asthma entsteht.“ Dabei wird das Immunsystem langsam an die Allergene gewöhnt.
Wer sich im Alltag Linderung verschaffen will, kann sich in der Wohnung mit gezieltem Lüften behelfen. „In der Stadt am besten zwischen 6 und 8 Uhr, auf dem Land zwischen 18 und 24 Uhr.“ Zudem helfen Pollengitter. Da Pollen im Bett Probleme machen, sollte man abends duschen, sich die Haare waschen und getragene Kleidung nie im Schlafzimmer ausziehen oder liegen lassen. „Das alles macht aber natürlich nur dann Sinn, wenn der Partner mitmacht.“
Bei stärkeren Beschwerden helfen nur Medikamente wie Nasensprays, Augentropfen oder Tabletten. In besonders hartnäckigen Fällen brauchen die Betroffenen laut Christoph Liebich ein verschreibungspflichtiges Cortisonspray, um die oft jahreszeitlich begrenzten Beschwerden abmildern zu können.
Laut Christina Endler spürt man die Birke aktuell vor allem im Süden Bayerns. Die nächsten Kandidaten für den Pollenflug „kitzeln aber schon in der Nase“: Nach der Birke ist vor den Gräsern. Immerhin, eine kurze Verschnaufpause sollen Bayerns Allergiker in den nächsten Tagen bekommen. „Zum Wochenende wird das Wetter durchwachsen, und damit nimmt auch der Pollenflug vorerst wieder ab.“