Utting – Es ist die erste Weinernte am Ammersee seit Jahrhunderten: Denn schon die Römer pflanzten dort vor 2000 Jahren Weinreben, berichtet Uli Ernst, dessen Familie seit 1625 am westlichen Seeufer einen landwirtschaftlichen Betrieb hat. Schon lange liebäugelte der 50-jährige Landwirt, diese Tradition wiederaufleben zu lassen. Denn die Landwirtschaft, die Uli Ernst zusammen mit seiner Frau Corinne (48) betreibt, hat mit einem gewöhnlichen Bauernhof nicht viel gemein: Zu seinem Biohof Ammersee gehören auch ein Hochseilgarten und das weithin bekannte Labyrinth im Uttinger Erholungsgelände. Uli Ernst ist zudem Dozent und Entwicklungshelfer. So kam es auch zur Zusammenarbeit mit erfahrenen Winzern, die seinen Wein kelterten.
Als die EU vor zehn Jahren das Weinbaurecht änderte – dieses besagte bis dato, dass Wein nur in den Weinbauregionen angebaut werden dürfe, – war Uli Ernst einer der Ersten, der einen Zuschlag bekam und auf seinem Grund Rebstöcke pflanzte. Mittlerweile sind es 5000 Pflanzen, die der Landwirt gesetzt hat. Ernst hat sich für die relativ neue Rebsorte Sauvignac entschieden, die gegen Pilzbefall immun ist: Dabei handelt es sich um eine Kreuzung aus Sauvignon Blanc, Riesling und einem Resistenzpartner. Das sei wegen der hohen Niederschlagsmenge notwendig, sagt der Weinbauer. „Unsere Stärke dagegen ist der Boden, der mit besonders hohem Kalkgehalt viele mineralische Fruchtnoten freisetzt.“ Das gebe dem Wein eine gewisse Würzigkeit. Trotz des nasskalten Sommers 2021 wurden bei seinem Most über 90 Öchsle gemessen, was für eine hohe Qualität spricht.
Für den idealen Ausbau des Weines hat sich Uli Ernst einen erfahrenen Partner an die Seite geholt: das Weingut Bergeshof aus Rheinhessen. „Wir greifen damit auf ein Wissen von Generationen zurück, was wir in so kurzer Zeit gar nicht hätten erarbeiten können.“
Jetzt sind insgesamt 6000 0,5-Liter-Flaschen der „Ammersee Winery“ abgefüllt – „das macht mich unendlich stolz“, sagt der Neu-Winzer. Auf dem Etikett seines ersten Weines hat Ernst ein altes Segelboot drucken lassen. Aus Verbundenheit mit dem Ammersee. Der Biowein ist ab Freitag über Direktvermarktung für 9,50 Euro erhältlich. Uli Ernsts Wunsch wäre es, die Gastronomie in der Umgebung zu beliefern: „Wir wollen einen Wein vom Ammersee für die Menschen am Ammersee bieten.“ Irgendwann soll auf den Weißwein ein Rosé folgen.