Tödliche Lawine an der Ortler-Nordwand

von Redaktion

VON MARKUS CHRISTANDL

Sulden/Tegernsee – Sie reisten mit einem VW Bus an und stellten ihn am Fuße des Ortler (3905 Meter) ab. Das Ziel der beiden Bergsportler: den höchsten Berg in Südtirol über die Nordwand bezwingen. Nach einer Nacht im Bus machten sich ein 35-Jähriger aus dem Raum Tegernsee und sein Kamerad, dessen Herkunft gestern unbekannt war, am Mittwoch an den Anstieg.

Von ihrem Vorhaben kamen die beiden jedoch nicht lebend zurück: Eine gewaltige Lawine verschüttete die Freunde, einer wurde noch am Mittwochabend auf rund 2500 Meter Höhe tot aufgefunden, den anderen gaben gestern Morgen die Schneemassen frei, er lag einen halben Meter tief unweit seines Kameraden.

Angehörige hatten am Mittwochabend Alarm geschlagen, da sich die Männer nicht wie vereinbart um 15 Uhr gemeldet hatten. Daraufhin nahm die Bergrettung Sulden die Suchaktion nach den beiden Alpinisten auf und wurde dabei auch per Hubschrauber aus der Luft unterstützt. Um 19 Uhr trafen die Mannschaften am Unglücksort unterhalb der Ortler-Nordwand ein. „Meterhohe Schneemassen türmten sich dort auf“, berichtete Einsatzleiter Olaf Reinstadler. Ein Lawinenpiepser führte die Helfer zu der Stelle, wo der erste der Vermissten lag. Er war tot. Die Suche nach dem zweiten Bergsteiger musste jedoch eingestellt werden, weil es zu gefährlich wurde.

Am frühen Morgen machten sich die Rettungskräfte erneut auf, um den Lawinenkegel mit einer Breite von 600 Metern, der von mehreren Abgängen stammte, zu durchsuchen. Vom Vermissten gab es keine Ortung. „Er hatte zwar einen Piepser dabei, doch der war kaputt“, sagte Einsatzleiter Reinstadler. „Er lag im Lawinenkegel drin.“ Der Kegel erstreckte sich über ein Länge von 300 Metern – Schneemassen also auf einer Fläche von 18 000 Quadratmetern. Die Helfer hätten sich laut Reinstadler schwergetan, weil zudem immer die Gefahr bestand, dass weitere Lawinen herunterkommen und sie selbst verschütten könnten.

Derzeit gehen die Einsatzkräfte davon aus, dass die beiden Alpinisten am Vormittag oder bereits in der Früh mitgerissen worden waren. Die Suchmannschaften brachten die beiden toten Kameraden ins Tal. Dort wurden sie in der örtlichen Leichenkapelle aufgebahrt.

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