Schönau am Königssee – Es war eine unschöne Überraschung für Hannes Rasp, den Bürgermeister von Schönau am Königssee: Die Leitung am Grund des Königssees, durch die das Abwasser tausender Touristen fließt, die jedes Jahr die Orte St. Bartholomä und Salet besuchen, ist undicht. Die abgeleiteten Fäkalien gelangten offenbar ungefiltert in den Königssee. Wie lange das Leck schon besteht, ist unklar, sagt Bürgermeister Rasp. Aber klar ist: Es muss eine neue Leitung her. Und das wird teuer. Denn die undichte Stelle in 170 Metern zu reparieren, ist nicht möglich.
Das Leck entdeckte die Gemeinde bei einer Druckprüfung. „Es stellte sich heraus, dass über die fünf Kilometer lange Leitung nicht die Menge an Wasser ankommt, die ankommen müsste“, sagt Bürgermeister Rasp. Eigentümer der Abwasserleitung am Königssee ist die Gemeinde. Für den Unterhalt ist das Staatliche Bauamt Traunstein im Auftrag der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung zuständig. Umgehend machten sich Experten auf die Suche nach einem möglichen Leck. Die Abwasserleitung verläuft auf dem Grund des Königssees von Salet und St. Bartholomä bis zur Seelände. Zunächst wurden Kameras in das Abwasserrohr eingeleitet. Mit wenig Erfolg. „Irgendwann ging es nicht weiter.“ Also mussten Taucher ran. Allerdings war für diese bei 50 Metern Seetiefe Schluss. „Wir haben dann Tauchroboter einsetzen lassen“, sagt Rasp. Und die Leckage war gefunden. Die Abwasserleitung wurde schließlich vom Netz genommen.
Reparaturarbeiten in solchen Tiefen sind laut Rasp nicht möglich. Also musste eine Zwischenlösung her: Das Abwasser wurde zunächst in einem elf Kubikmeter fassenden Behälter gesammelt. „Der reichte aus, weil noch nicht so viele Besucher am Königssee waren“, sagt Rasp. Der Behälter musste regelmäßig über den See geschippert und dort geleert werden. Doch mittlerweile werden die Touristen wieder mehr. Deshalb hat die Gemeinde Schwimmplattformen von der Nordsee geordert, sogenannte Pontons, die mit Behältern mit einem Fassungsvermögen von 70 Kubikmetern ausgestattet sind. Das Abwasser der Pumpstationen wird nun direkt in die Behältnisse geleitet. Nach wenigen Tagen sind die Container voll und müssen geleert werden.
Unterdessen hat die Gemeinde ein Ingenieurbüro beauftragt: Dasselbe, das die bisherige Abwasserleitung vor 32 Jahren geplant hatte. Dort laufen nun die Planungen für eine neue Rohrverbindung. Im Herbst soll die Leitung neu verlegt werden, sagt Rasp. Das wird wohl zwei bis drei Millionen Euro kosten, schätzt er. Bezahlen müsse das laut Vertrag die Schlösser- und Seenverwaltung.
Ob die kaputte Leitung aus dem Königssee geborgen wird, steht aktuell noch nicht fest. Die Entscheidung trifft der Nationalpark Berchtesgaden in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde. Da das Abwasserrohr schon seit Jahrzehnten am Königsseegrund ruht, würde eine Entfernung im See viel Material aufwirbeln, eventuell Lebensgrundlagen zerstören.
Auf den Tourismus am Königssee soll die Neuverlegung keinen Einfluss haben. „Unsere Gäste können kommen“, betont Rasp. An Spitzentagen zählen die Touristiker 4000 bis 5000 Besucher. Bis die neue Leitung gelegt ist, wird das Abwasser in den Behältern auf den Schwimmplattformen gesammelt und täglich geleert.