Neuer Anlauf für Uni-Gesetz

von Redaktion

Blume legt Entwurf vor – FDP will Lehrstühle entmachten

München – Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) startet einen neuen Anlauf, um das hart umkämpfte bayerische Hochschulinnovationsgesetz endlich durch den Landtag zu bringen. Heute soll ein überarbeiteter Gesetzentwurf im Ministerrat verabschiedet werden – nachdem Blumes Vorgänger Bernd Sibler (CSU) mit seinen Vorstößen nicht durchgedrungen war.

Sibler hatte unter anderem eine „unternehmerische Hochschule“ als Ziel der Reform genannt und war dafür heftig attackiert worden. Vor allem geisteswissenschaftliche Fächer fürchteten, beim Kampf um finanzielle Mittel und Stellen im Nachteil zu sein. Blumes Ziel ist es, das Gesetz noch in diesem Jahr zu verabschieden. Es sieht unter anderem eine Landesstudierendenvertretung und mehr Frauen in der Lehre – aber keine feste Quotenregelung – vor. Details will Blume heute bekannt geben.

Gestern präsentierte der FDP-Hochschulpolitiker (und frühere Wissenschaftsminister) Wolfgang Heubisch seine Vorstellungen von der „Hochschule von morgen“. Eile sei not, erklärte Heubisch, denn Bayern sei etwa bei der Exzellenzinitiative „ins Mittelfeld abgerutscht“. Heubisch möchte den Hochschulen zum Wettbewerb und Experimentieren anregen. Ähnlich wie die CSU schlägt er vor, die klassischen Lehrstühle zu entmachten – an einer Stelle seines Papiers ist sogar von „Lehrstuhlkönigreichen“ die Rede. Statt an Lehrstühlen sollen mehr Studierende künftig an Graduiertenkollegs promovieren, also in einem Forschungsverbund arbeiten. Außerdem plädiert der Liberale für die Stärkung unternehmerischer Elemente an den Hochschulen, ohne den Begriff der „unternehmerischen Hochschule“ direkt in den Mund zu nehmen. Er fordert ein Gründungsfreisemester für Studenten, die Start-ups gründen sollen. Weitere Idee des ehemaligen Ministers: die Einführung eines einsemestrigen Vorstudiums in Form eines Studium Generale. Studenten sollen Kurse verschiedener Fachrichtungen besuchen, vor allem dann, wenn sie sich nicht sicher sind, was sie studieren wollen. Durch dieses Angebot könne „die Studienabbruchquote deutlich gesenkt werden“, meint Heubisch. Ferner will er die digitale Lehre beibehalten – nicht jeder Kurs müsse in Präsenz stattfinden.

Ganz andere Ansichten haben indes die bayerischen Grünen, die gestern vor „neoliberalen Ideen“ warnten. Schon jetzt ist also klar, dass das Gesetz heiß umstritten bleiben wird. DIRK WALTER

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