Mittenwald – Besonders scharf ist sie nicht, die Aufnahme der Wildtierkamera eines Jägers der Staatsforsten. Aber dass es sich bei dem Tier um einen Bären handelt, ist eindeutig. Aufgenommen wurde das Foto am Samstag, nach Informationen unserer Zeitung in einem Bereich zwischen Lautersee und Ferchensee bei Mittenwald im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Offiziell bestätigt wird das weder vom Landesamt für Umwelt (dort heißt es: im südlichen Landkreis), noch vom örtlichen Landratsamt. Man wolle Nachstellungen verhindern, heißt es dort.
Es ist der erste offizielle Nachweis eines Bären in Bayern seit dem Frühjahr 2020. Damals streifte immer wieder ein Braunbär durch das Ammergebirge, offenbar um vom Bärlauch im Murnauer Moos zu kosten, wie Landrat Anton Speer (FW) schmunzelnd bei einer Bürgerversammlung erzählte. Ob es sich bei dem nun fotografierten Exemplar um dasselbe Tier handelt, das damals durch die Bergregion streifte, ist unklar, teilt das Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Für einen Nachweis bräuchten die Experten Genmaterial wie Fell oder Kot.
Gut möglich ist allerdings, dass der Bär aus dem italienischen Trentino stammt. Denn dort, gut 120 Kilometer von Bayern entfernt, befindet sich die nächste Bärenpopulation. Auf der Suche nach einem Weibchen legen junge Braunbär-Männchen lange Strecken zurück – zum Teil über Monate oder sogar Jahre, heißt es beim LfU. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass sich Bären in Bayern dauerhaft ansiedeln. Wanderern in der Region rät das Landesamt, keine Essensreste oder Müll zurückzulassen.
Im Gegensatz zu „Problembär“ Bruno, der 2006 durch Bayern zog, sich durch Schafherden, Bienenstöcke und Kaninchenställe fraß und schließlich ausgestopft im Museum Mensch und Natur landete, sind der oder die zuletzt nachgewiesenen Bären bisher völlig unauffällig. „Es ist nicht so, dass es irgendeine schwierige Situation gab, er ist halt nur jetzt von der Kamera fotografiert worden. Von daher gibt es keinen Grund, in irgendeiner Form aktiv zu werden“, sagt ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt. Auch Tessy Lödermann, Kreischefin des Tierschutzvereins und Dritte Landrätin, warnt vor Panikmache. Bären seien in der Regel friedfertig und ernährten sich meist vegetarisch. Ihr Appell: „Ruhe bewahren.“ Und auch die Landwirte geben sich noch entspannt. „Ich habe vor dem Wolf mehr Angst“, sagt etwa der Mittenwalder Landwirt Christian Neuner, der auch Vorstandsmitglied im Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern ist.
Aufmerksam beobachtet allerdings auch der Planungsstab des Ende Juni stattfindenden G7-Gipfels die aktuelle Bären-Nachricht. Denn die Aufnahme entstand nur wenige Kilometer entfernt von der Sicherheitszone rund um Schloss Elmau, die gerade mit Zäunen abgeriegelt wird. Man habe das Thema auf dem Schirm und sei im Austausch mit dem Landesamt für Umwelt, teilt der Planungsstab der Bayerischen Polizei mit. Von Sichtungen vor Ort sei aber nichts bekannt. (mit mc/dg/lby)