München – Noch ist es ruhig an der Reintalangerhütte im Wettersteingebirge. Die neue Saison auf der für den Zustieg zur Zugspitze beliebten Alpenvereinshütte startet Ende Mai. Doch die 1912 erbaute und unter Denkmalschutz stehende Hütte ist sanierungsbedürftig. In den nächsten Jahren will die Sektion München & Oberland des Deutschen Alpenvereins (DAV) das Projekt angehen. Und dabei könnten schon einige der Kriterien in die Planung mit einfließen, die die Sektion jetzt mithilfe der Uni Innsbruck für die nachhaltigere Gestaltung ihrer Hütten erarbeitet hat.
Zweieinhalb Jahre lang haben Mitarbeiter der Sektion München und des Instituts für Geographie der Uni Innsbruck am Beispiel von fünf Alpenvereinshütten untersucht, wie nachhaltig diese sind und wie sich der Zustand noch verbessern ließe. Sie haben Baupläne studiert, Wirte und Gäste befragt und sich selbst auf den Hütten ein Bild gemacht, um beispielsweise zu erfassen, wie es dort um den Ressourcenverbrauch, die Umweltbelastung oder die Arbeitsbedingungen für das Personal steht. Untersucht wurden die Albert-Link-Hütte am Spitzing, die Höllentalangerhütte und die Reintalangerhütte im Wettersteingebirge, das Watzmannhaus im Nationalpark Berchtesgaden und das Taschachhaus im Tiroler Pitztal. Es sollte ein Querschnitt der Sektionshütten sein – von der hochmodernen Höllentalangerhütte mit ihrer 600-Personen-Terrasse bis zum noch eher urigen Haus im Reintal, in dem es nur halb so viele Sitz- wie Schlafplätze gibt.
Dabei wurden verschiedene Indikatoren untersucht. Zum Beispiel die Anreise der Gäste: Und da zeigte sich, dass nach wie vor noch der Großteil der Gäste mit dem Auto in die Berge fährt – und damit natürlich mehr Emissionen verursacht als bei einer Anreise mit dem ÖPNV. Als Lösungsansatz empfehlen die Projektpartner etwa, dass der Alpenverein Mitfahrbörsen etabliert, Vergünstigungen und Kooperationen für die Anreise mit dem ÖPNV schafft oder Bergsportausrüstung vor Ort verleiht, um die Anreise mit Zug und Bus attraktiver zu machen.
Im Rahmen des Projekts wurde auch ausgerechnet, wie hoch die CO2-Emissionen der einzelnen Hütten beim Transport zur Beschaffung und Entsorgung im Alltag ausfallen. Auffällig: Obwohl die Reintalangerhütte primär mit dem Helikopter versorgt wird, kommt sie auf deutlich weniger CO2-Äquivalente als als zum Beispiel die viel stärker gastronomisch geprägte Albert-Link-Hütte, bei der die Straße direkt bis zur Hütte führt. Das liege auch daran, dass sich schlecht angebundene Hütten wie im Reintal effizient aufgestellt haben, sagt Roman Ossner von der DAV-Sektion München. Dort würden beispielsweise Gerichte aus weniger Zutaten zubereitet, weil eben nicht jeden Tag frisch geliefert werden kann. Bei der Verpflegung der Gäste gibt es laut der Untersuchung auch noch Optimierungspotenzial. Die Speisekarten sollen langfristig regionaler und auch weniger fleischlastig werden.
Aus den Ergebnissen der Untersuchung will die DAV-Sektion nun bis Mitte des Jahres einen Leitfaden für die Hüttenpächter erarbeiten. „Als größte Alpenvereinssektion sehen wir uns hier in der Verantwortung, eine Vorreiterrolle einzunehmen“, sagt Geschäftsführer Thomas Urban. Der DAV hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Dazu soll der geplante Leitfaden einen Beitrag leisten, von dem auch andere Sektionen profitieren können.