Bad Staffelstein – Rechtsverkehr in Oberfranken war im Landkreis Lichtenfels schon vor über 2000 Jahren üblich. Dies fanden Archäologen nach jahrelanger Forschung durch Ausgrabungen am Staffelberg heraus. Am Samstag wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sprach von „herausragenden Ergebnissen“.
Zum Vorschein kamen dort unter anderem Reste einer mächtigen Toranlage, die mit fünf Meter hohen Mauern vor Angreifern geschützt war. Und die Kelten setzten offenbar zusätzlich auf mentale Abschreckung: Um die 30 eingearbeitete Schädel begrüßten die Neuankömmlinge. Menschen lebten auf dem Staffelberg mit seinem Hochplateau bereits vor gut 7000 Jahren, wie Archäologe Andreas Büttner vom Denkmalamt erklärte. In den vergangenen Jahren waren dort Reste eines Tores ausgegraben worden, danach wurde die Anlage mithilfe virtueller 3-D-Technik rekonstruiert. Die teils komplizierte Bauweise zeige, dass man es nicht etwa mit „Barbaren“, sondern mit sehr fundierter Kenntnis architektonischer Prinzipien zu tun habe, sagte Archäologe Markus Schußmann. „Das ist mein persönliches berufliches Highlight. Ich glaube, ich komme nicht mehr in die Situation, so einen tollen Fund auszugraben.“
Auch der Fund der 30 Schädel beeindruckte die Forscher. Der Schädelkult der Kelten sei bekannt, sagte Schußmann. So viele wie an dem Tor konnte man aber noch nie auf einmal nachweisen. Ausgegraben wurden auch Mauerreste sowie ein Fußabdruck, der wohl von einem keltischen Bauarbeiter stammt.
Die Archäologen konnten außerdem nachweisen, dass der Weg hinauf zur Anlage nur auf der rechten Seite befestigt war, um den Wagen sicheren Halt zu geben. Zumindest für den Torweg galt also Rechtsverkehr.
Den heutigen Wanderweg zum Staffelberg bezeichnet das Denkmalamt als älteste bekannte, noch genutzte, künstlich befestigte Straße in Bayern. Wer heute dort wandert, hat teils noch immer keltischen Schotter unter den Füßen.
Trotz der zahlreichen Erkenntnisse blieben Fragen offen. Zum Beispiel, auf welche Weise die Stadt Menosgada endete. Fest steht, dass die Toranlage verbrannte. Laut Schußmann gibt es aber keine Hinweise auf einen Angriff oder dass die Bewohner unmittelbar aus dem Leben gerissen worden wären. „Man hat offensichtlich geplant aufgegeben.“ Die Bewohner oder Metallsucher, die auf wertvolles Material aus waren, könnten die Anlage angezündet haben.
Das Ende der Siedlung fällt mit dem Niedergang der keltischen Kultur allgemein zusammen. Der Fernhandel der Volksgruppe kam zum Erliegen. Gleichzeitig wanderten Germanen zu. Ungefähr um Christi Geburt lässt sich nichts eindeutig Keltisches mehr nachweisen. lby