München – Der Abgeordnete Sebastian Körber (FDP) kramte in seinem Archiv. Und fand einen Artikel unserer Zeitung aus dem Jahr 2019, in dem der damalige Verkehrsminister die Vorlage einer Machbarkeitsstudie zur Bahnanbindung des Flughafens für 2020 ankündigt.
„Mit 16 Monaten Verspätung“, wie Körber süffisant anmerkte, konnte Frank Kutzner, Chef des Referats Bahnausbau im bayerischen Verkehrsministerium, am Dienstag im Verkehrsausschuss des Landtags nun ein Konzept vorstellen. Es hat wie berichtet vier Stufen. Vor allem die letzte Stufe 4, der Bau einer neuen Fernbahnverbindung München–Ingolstadt und eines neuen ICE-Bahnhofs am Flughafen, provozierte bei den Abgeordneten Nachfragen. So stellte der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher die Frage in den Raum, ob denn eine Neubaustrecke München–Ingolstadt über Neufahrn und Flughafen „quer durch die Landkreise Freising und Pfaffenhofen“ überhaupt machbar sei. Seine Befürchtung: „Das zerschneidet die Landschaft“.
Zur genauen Linienführung dieser Zugtrasse erklärte Kutzner nur, sie könne entlang der Autobahn gebaut werden. Auf die Frage des CSU-Abgeordneten Jürgen Baumgärtner nach einem Zeitplan musste er passen: „Ich habe meine Glaskugel nicht mitgebracht, gestatten Sie mir, dass ich dazu schweige.“ Er warb aber dafür, das Vorhaben weiterzuverfolgen. Er rechne fest mit einem positiven Nutzen-Kosten-Verhältnis – Voraussetzung für jeden Bau. „Erstmals gibt es eine Perspektive.“
Der Beamte kündigte an, im ersten Schritt werde Bayern beim Bund dafür werben, dass der ICE-Halt in den sogenannten Deutschlandtakt aufgenommen werde – das Programm sieht den Ausbau von Taktverbindungen vor und beinhaltet bisher 180 Baumaßnahmen. Allerdings ist gerade erst die dritte Überarbeitung vorgestellt worden – ob es eine vierte geben wird, ist nicht sicher. Da habe das Ministerium einiges verpasst, stellte Markus Büchler (Grüne) fest – denn auch im Bundesverkehrswegeplan ist der ICE-Anschluss bisher nicht vorgesehen.
Konkreter war Kutzner bei den ersten beiden Ausbaustufen. Stufe 1 enthält eine Verlängerung des Flughafenexpresses (ÜFEX) bis Nürnberg und eine Taktverdichtung der S8 – einige Züge sollen nicht mehr am Ostbahnhof enden, sondern bis zum Flughafen weiterfahren. Voraussetzung ist der Bau eines sogenannten Überwerfungsbauwerks am Flughafen und einer Abstellanlage für S-Bahnen in Schwaigerloh (Kreis Erding). Für beide Maßnahmen werde derzeit der Bau- und Finanzierungsvertrag mit dem Bund verhandelt, sagte Kutzner. Bis 2030 könnte das fertig sein.
Auch für Stufe 2 gibt es eine Perspektive: Wenn die zweite Stammstrecke und weitere Großprojekte wie etwa der Erdinger Ringschluss gebaut sind, könnten Regional-S-Bahnen von Ulm/Augsburg zum Flughafen fahren. Ebenso wäre ein ÜFEX ab Salzburg denkbar.
Nebenbei räumte Kutzner mit einer immer wieder genannten Idee auf: Die Chance für eine Express-S-Bahn zum Flughafen existiert derzeit offenbar nicht. Diese werde es „vor Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke nicht geben können“.