361 Kinder in Bayern werden vermisst

von Redaktion

München – Shalomah Hennigfeld, elf Jahre alt, ein hübsches Mädchen mit schulterlangen braunen Haaren, ging an einem Samstag im Herbst zum Joggen. Sie trug eine schwarze Hose, pinke Schuhe und einen Haarreif. Das Kind kam nicht wieder heim. Seit 16. Oktober 2021 wird die Schülerin aus einem Dorf im schwäbischen Kreis Dillingen vermisst – sie ist eines von 361 Kindern unter 14 Jahren, das derzeit im Freistaat verschwunden ist.

Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) führt die Statistik. Was mit Shalomah Hennigfeld passiert ist, ist unklar – noch immer ermitteln die zuständigen Kripo-Beamten. Die Polizei in Bayern widme sich „jedem vermissten Kind mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen“, heißt es in einer Mitteilung des LKA zum heutigen Tag der vermissten Kinder. In einem Fahndungsaufruf für Shalomah wird angedeutet, dass die leiblichen Eltern möglicherweise etwas damit zu tun haben. Das wäre kein Einzelfall: 94 vermisste Kinder seien ihren Eltern oder ihrem Vormund entzogen worden, zum Beispiel wegen Streitigkeiten um das Sorgerecht.

Doch es gibt auch andere Gründe, weshalb Kinder in der Vermisstenstatistik auftauchen: Viele sind auf der Flucht aus ihrer Heimat alleine in Deutschland angekommen. Bei 157 der zum Stichtag 16. Mai dieses Jahres vermissten Kinder handle es sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die meisten von ihnen kamen 2015 und 2016 nach Deutschland, sie gelten oft mehrere Jahre als vermisst. Für viele von ihnen sei Bayern nur eine Zwischenstation, deshalb gehe die Polizei in diesen Fällen nicht von einem Verbrechen aus.

Bei 99 Kindern handelt es sich laut LKA um Ausreißer, die wiederholt weggelaufen sind und wieder zurückkommen. Deshalb sind die Statistiken immer eine Momentaufnahme und können sich sehr schnell ändern. Erreichen Vermisste außerdem ein bestimmtes Alter, werden sie nicht mehr in der Statistik der verschwundenen Kinder erfasst. Die Zahl der Fälle, bei denen die Polizei ein Tötungsdelikt vermutet, liegt derzeit im niedrigen zweistelligen Bereich.

Zuletzt hat sich die Zahl der vermissten Kinder in Bayern pro Jahr kaum verändert. Auch die hohe Aufklärungsquote blieb gleich. 2021 wurden 929 vermisst, 859 Fälle wurden aufgeklärt. 2020 betrug die Zahl vermisster Kinder 824, 780 Fälle wurden geklärt. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 14 454 Kinder vermisst, es wurden 13 973 Fälle aufgeklärt. caz/epd

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