Die Raser-Autobahn

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Die Meldungen gleichen sich. August 2019: Sportwagen auf der A 95 zerfetzt, ein Toter. August 2021: Horrorcrash bei Murnau, drei Verletzte. März 2022: Raserunfall bei Eschenlohe, zwei Schwerverletzte. So oder so ähnlich lauten Unfallmeldungen von der Garmischer Autobahn A 95.

Zahlen aus der Datenbank von TomTom zeigen, dass der Ruf als Raser-Strecke nicht von Ungefähr kommt. TomTom ist ein Anbieter von Verkehrsdaten, Auswertungen zur A 95 wurden unserer Zeitung exklusiv zur Verfügung gestellt. Ausgewertet wurden dafür anonymisierte GPS-Daten, die von Navigationsgeräten, aber auch von Smartphones stammen. 20 bis 25 Prozent aller Kfz werden so erfasst, allerdings werden die Autos nicht „getrackt“, also nicht über die gesamte Strecke erfasst. Die Daten im Einzelnen:

.  An den Wochenenden  in den Sommermonaten Juli, August und September vergangenen Jahres lagen fünf Prozent aller Messdaten von TomTom oberhalb eines Werts von 152,9 km/h. Viele Autofahrer drückten also auf dem 60 Kilometer langen Autobahnabschnitt beherzt aufs Gaspedal. Zehn Prozent der Daten wiesen 144 km/h nach, 20 Prozent 134 km/h.

.  Noch extremer ist das Bild werktags. Im Juli, August und September vergangenen Jahres erfassten fünf Prozent der Messpunkte Autofahrer mit einem Tempo von mindestens 157,7 km/h. Zehn Prozent der Messdaten ergaben in der Auswertung 148 km/h, 20 Prozent 138,3 km/h.

.  Besonders schnell fahren die Autofahrer übrigens am Ende der Autobahn. Das mag auf den ersten Blick irritieren: Am Autobahnende herrscht doch oft Stau. Doch hat TomTom die Zahlen für den Abschnitt zwischen der Ausfahrt Murnau/Großweil und dem Autobahnende erhoben. Vor allem zwischen dieser vorletzten und der letzten Ausfahrt Eschenlohe ist das Verkehrsaufkommen meist sehr gering – und das wird offenbar zum Rasen ausgenutzt. 2021 ergaben fünf Prozent der Messdaten 164 km/h, 2019 sogar 167,9 km/h. 20 Prozent der Messdaten erfassten ein Tempo von über 146 km/h.

Nach fast jedem Raser-Unfall ist es dasselbe: Kurz flammt eine Debatte über ein Tempolimit für die A 95 auf. Schließlich ist Raserei die Unfallursache bei über der Hälfte der Unfälle auf dieser Autobahn, ergab 2018 eine Auswertung der Zentralstelle für Verkehrssicherheit im Straßenbau. Diese Quote erreicht keine andere Autobahn in Bayern. Doch entscheidend ist die Unfallhäufigkeit. Und da die Autobahn nicht sehr stark befahren ist, versandet die Debatte meist ebenso schnell, wie sie aufgekommen war.

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