Oberau – Nach rund sieben Jahren Bauzeit ist auf der notorisch überlasteten Bundesstraße Richtung Garmisch-Partenkirchen eine wichtige Umgehung frei. Der Tunnel für Oberau wurde gestern als längster Straßentunnel Bayerns eröffnet – gut 3000 Menschen aus der Region erlebten diesen Moment mit. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sprach von einem „historischen Tag“. Die Bewohner würden von Lärm und Abgasen befreit, der Verkehr komme besser voran.
Als erstes fuhr die „Tunnelpatin“, Biathletin Magdalena Neuner aus Wallgau im Kreis Garmisch-Partenkirchen. „Ich hör fast das Aufatmen der Bürger, der Autofahrer und der Natur“, sagte sie. Auch der CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ließ sich eine Oldtimer-Fahrt durch die neue Röhre nicht entgehen. Dobrindt hatte als damaliger Bundesverkehrsminister Millionen für das Bauvorhaben in seinen Wahlkreis geleitet. In der Region firmiert er auch als „Tunnelgott“. Für die erste Tunnelfahrt war er in seinem Mercedes 107 SL gekommen.
Die Umgehung ist ein wichtiger Baustein für eine bessere Verbindung vom Ende der Autobahn A 95 nach Garmisch-Partenkirchen und Österreich. Dort stehen seit Jahren Urlauber und Ausflügler an Wochenenden und Feiertagen im Stau. Dass es nun den Tunnel gibt, ist vor allem der Hartnäckigkeit der Ober-auer zu verdanken. Die Verkehrslawinen hatten in den 1960er- und 70er-Jahren mit dem Bau der Münchner Autobahn begonnen. „Seither waren wir ein geteiltes Dorf“, betonte Josef Bobinger, ein Sprecher der Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Oberau. Seit 2001 machten er und seine Mitstreiter ihrem Frust lautstark Luft. Für Dobrindt steht fest, dass sie sich den Erfolg auf die Fahne schreiben dürfen. Umweltschützer fürchten allerdings, dass mit dem Ausbau noch mehr Blechlawinen in die Region um die Zugspitze drücken.
Gestern durften Fußgänger, Radfahrer und Blader in die Röhren, am heutigen Freitag folgen Autos. Kernstück ist der knapp drei Kilometer lange Tunnel mit zwei unabhängigen Röhren. Diese kommen südlich von Oberau wieder ans Licht und schließen an das schon mit einem Tunnel ausgebaute Stück der B 2 beim Nachbarort Farchant an. Insgesamt ist die Umfahrung 4,2 Kilometer lang, der Bund investierte 260 Millionen Euro.
„Oberau ist ein Jahrhundertprojekt“, sagte Dobrindt. „Ich durfte heute zwei historische Momente erleben: die Fertigstellung des Tunnels. Und ich war heute Teilnehmer im letzten Stau an der A95 vor Oberau.“
Ob er damit Recht behält, ist ungewiss. Denn es werden weitere Tunnel gegraben. Für den vierspurigen Ausbau zwischen Eschenlohe und Ober-au mit dem Auerbergtunnel war im vergangenen August der Spatenstich. Gebaut wird auch am Kramertunnel als Umgehung für den Ortsteil Garmisch. In Planung ist zudem der Wanktunnel als Umgehung für den Ortsteil Partenkirchen. Wenn zum Ende des Jahrzehnts alle Tunnel fertig sein sollten, soll es von München durchweg vierspurig nach Garmisch-Partenkirchen gehen.
Einer, der sich dafür ebenfalls stark macht, ist Bayerns neuer Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Auch sein Ziel ist es, die Region von der Verkehrslawine zu befreien. „Wir müssen alle gemeinsam schauen, dass möglichst viel Geld aus Berlin nach Bayern fließt“, sagte er gestern. „Mit der Ortsumfahrung befreien wir Oberau vom Durchgangsverkehr und erreichen so mehr Lebensqualität und Sicherheit bei weniger Lärm und Abgasen für die Bürger.“
Der Tunnel in Oberau wurde nun pünktlich zum G7-Gipfel auf Schloss Elmau Ende Juni fertig, zu dem in der Region massenweise Polizisten und Medienvertreter sowie Gipfel-Gegner erwartet werden. tab/cf/lby
Dobrindt stand noch im letzten Stau vor Oberau