München – Nach dem Blutbad in einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas steht die Polizei in der Kritik: Bis zum Eingriff dauerte es etwa eine Stunde. Wertvolle Zeit, die vielleicht Leben gerettet hätte. Der 18-Jährige Amokschütze tötete 19 Schüler und zwei Lehrerinnen.
Aus Sicht von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ging viel Zeit verloren. In Bayern gelten andere Regeln. So lässt die Einsatztaktik seit dem Amoklauf in Erfurt 2002 kaum Spielraum. Herrmann: „Die ersten an einem Tatort eintreffenden Polizeikräfte haben den klaren Auftrag, nach Möglichkeit sofort den Amokläufer zu stoppen, um weitere Opfer zu verhindern.“ Es könne nicht auf das Eintreffen von Spezialkräften gewartet werden.
Wie bekannt wurde, befanden sich bei dem Anschlag auf die texanische Schule bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum, in dem sich der Amokläufer verschanzt hatte. Allerdings gab es gut 45 Minuten lang keine Versuche, in den Raum einzudringen, die Beamten warteten auf Spezialkräfte zur Verstärkung. Währenddessen wurde offenbar versucht, mit dem 18-Jährigen zu verhandeln.
Die Innenministerkonferenz in Deutschland hatte sich in den vergangenen Jahren oft mit der Einsatztaktik der Polizei bei Amokläufen befasst. Die Einsatzkonzeptionen wurden umgestellt, einheitliche Standards in den Bundesländern eingeführt. Laut Herrmann trainiert der Streifendienst der Bayerischen Polizei gezielt und intensiv das Vorgehen bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen. Auch die Schutzausstattung sei modernisiert worden. Mehr als 120 Millionen Euro habe der Freistaat investiert – beispielsweise für Helme, Schutzwesten, neue Dienstpistolen und spezielle Kompakt-Gewehre.
Als unverzichtbar bezeichnete der Innenminister die auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnittenen Sicherheitskonzepte an Schulen. „Diese werden von den Schulen in enger Absprache mit der Polizei ständig fortentwickelt.“ Auch die Zusammenarbeit mit Rettungs- und Hilfsdiensten werde regelmäßig geübt. mm