München – Die Nachfrage nach bayerischem Spargel ist in diesem Jahr bislang deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben: Der Verkauf dürfte insgesamt 10 bis 15 Prozent hinter einem durchschnittlichen Jahr zurückbleiben, sagte Claudia Westner, Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Schrobenhausen. In Abensberg im Landkreis Kelheim haben einige Spargelbauern sogar 30 Prozent weniger verkauft, wie die Vorsitzende der dortigen Erzeugergemeinschaft, Petra Högl, sagt.
Schuld daran ist diesmal nicht das Wetter. Dieses sei nicht ungünstig gewesen, heißt es bei den Spargelbauern. Seit Ende April könne man sogar von perfektem Spargelwetter sprechen.
Dennoch hielt sich die Lust auf das Stangengemüse bei den Verbrauchern in Grenzen. Spargel gilt gemeinhin als Edelgemüse – dieser Luxus ist offenbar in Zeiten von Krieg und drastisch gestiegenen Kosten vielen Haushalten zu teuer.
Der Verkauf ab Hof ist aber nach wie vor gut, viele Betriebe hätten langjährige Stammkunden. So sagt Margit Heitmeier aus Altomünster im Landkreis Dachau: „Unsere Stammkundschaft legt Wert auf regionale Ware aus biologischem Anbau.“ Dennoch gehe auch bei ihr der Absatz von Spargel zurück.
Anders sieht es dagegen in Supermärkten aus. Viele Großmärkte setzen auf Billigimporte aus dem Ausland – zwei Euro pro Pfund sind hier keine Ausnahme. Angesichts dieser Preise könnten die heimischen Bauern nicht mithalten, die mit gestiegenen Betriebskosten zu kämpfen hätten.
Ein großes Thema dabei ist der Mindestlohn. Während in Deutschland derzeit knapp 10 Euro pro Stunde für die Erntehelfer gezahlt werden müssten, muss die Konkurrenz in Spanien gerade mal 6 Euro berappen, in Italien werde überhaupt kein Mindestlohn fällig. Deutschland liege allein beim Thema Arbeitslohn durchschnittlich mehr als das 1,5- bis 2,5-Fache höher als in anderen Anbau-Ländern, erklärt das Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände. Da Spargel ein sehr arbeitsintensives Gemüse ist, schlägt sich der Lohn extrem auf den Gemüsepreis nieder.
Die heimische Spargelwirtschaft kann und will angesichts dieser Dumpingpreise nicht länger mithalten: Viele Spargelbauern überlegen bereits, in den kommenden Jahren den Spargelanbau zu reduzieren.
Auf den Feldern mit den frühen Spargelsorten ist die Ernte schon abgeschlossen. Auf anderen läuft sie noch vier Wochen. Am 24. Juni ist die Saison vorbei.
mit Material von dpa