Ein ganzer Ort trauert um die Zug-Opfer

von Redaktion

VON SABINE DOBEL

Garmisch-Partenkirchen – Ein Meer aus Kerzen um ein schlichtes Holzkreuz vor dem Altar – sie leuchten für die Opfer des Zugunglücks von Garmisch-Partenkirchen. In der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt haben katholische und evangelische Kirche am Samstag mit Angehörigen, Rettungskräften und Einheimischen einen bewegenden Gottesdienst gefeiert.

Das Unglück sei „brutal eingeschlagen“ in das Leben der Menschen, es sei ein Einschnitt auch für den Ort, sagt der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, in der mit 300 Menschen besetzten Kirche. Der Gottesdienst sei Ausdruck der Trauer und Betroffenheit, „aber auch Ausdruck unserer Hoffnung“, bekräftigt Marx, der den Gottesdienst mit dem evangelischen Regionalbischof Christian Kopp gestaltet.

Am Mittag des 3. Juni war ein Regionalzug Richtung München entgleist. Ein 13-Jähriger aus der Region, eine 51-Jährige aus Wiesbaden und eine 70-jährige Frau aus dem Landkreis München starben – und zwei 30 und 39 Jahre alte Mütter aus der Ukraine. Gesungene Gebete in ukrainischer Sprache erinnern an das Schicksal dieser Frauen und ihrer Kinder, die nun Halbwaisen sind. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagt, es seien Frauen gewesen, „die auf Sicherheit in unserem Land gehofft haben. Und gerade bei uns ums Leben gekommen sind.“

Die Zahl der Verletzten des Unglücks wurde am Wochenende korrigiert. Demnach seien 16 Personen schwer und 52 leicht verletzt worden. Anfangs war von mehr als 40 Verletzten die Rede. Eine 34-jährige Frau befindet sich laut Polizei nach wie vor in kritischem Zustand.

Viele der Helfer, die die Opfer retteten oder bargen, sitzen am Samstag in der Kirche, stellen nach dem Gottesdienst wie die anderen Besucher ein brennendes Teelicht auf. Blumen erinnern an der Unfallstelle an das Unglück, wo noch immer die Lok und ein Waggon auf den Gleisen stehen, direkt neben der Bundesstraße: ein unübersehbares Zeichen für die bei strahlendem Wetter in Massen heranströmenden Ausflügler.

Und während Bahnmitarbeiter an der Unfallstelle zugange sind, kämpfen Besucher in der Pfarrkirche mit den Tränen. „Nehme die Opfer des verheerenden Zugunglücks in deine liebevollen Hände und gebe den Hinterbliebenen Kraft, Liebe und Zuversicht“, hat jemand in das Fürbitt-Buch geschrieben.

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