Tanktour nach Tirol lohnt sich nicht mehr

von Redaktion

VON KLAUS WIENDL

Miesbach/Bad Tölz/Achensee – Lange konnten sich Bayern den Tank in Österreich weitaus günstiger vollmachen als in Deutschland und bis zu 20 Cent je Liter Superbenzin sparen. In den Grenzregionen, wie beispielsweise am Achensee in Tirol, bildeten sich lange Schlangen von Fahrzeugen mit deutschen Kennzeichen. Die Preisvorteile von zehn Euro und mehr pro Tankfüllung animierten Kunden auch zu gesonderten Tankfahrten, vor allem mit Kennzeichen aus den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen. Sie mussten teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Bis vor etwa vier Wochen lohnte sich solch eine Sprittour noch. Seit die Ampel-Koalition Anfang Juni die Energiesteuer auf Kraftstoffe gesenkt hat, sollte damit Schluss sein. Waren die Preise des auf drei Monate angelegten Tankrabatts beidseits der Grenze anfangs in etwa gleich hoch, so hat sich in den letzten Tagen das Bild gedreht. Jetzt fahren Österreicher nach Deutschland zum Tanken.

Beim Diesel können dies bis zu zehn Cent pro Liter Ersparnis sein. Am Achensee in Tirol kostet dieser Tage der Dieselkraftstoff etwa 2,08 Euro. Über der Grenze, an der billigsten Tankstelle am Tegernsee, 1,96 Euro, je nach Tageszeit. Für Super E10 werden pro Liter 1,90 Euro kassiert, auf der österreichischen Seite bis zu 2,09 Euro. Dies sei kein Einzelfall, urteilt das Münchner Ifo-Institut in einer aktuellen Untersuchung. Der Tankrabatt werde weitestgehend an die Verbraucher weitergegeben.

Die Ökonomen haben französische Spritpreise mit denen in Deutschland verglichen und festgestellt, dass die Ölkonzerne die Preise in Deutschland durchaus gesenkt haben. „Seit Mitte April laufen die Spritpreise in Deutschland und Frankreich nahezu parallel“, sagt Florian Neumeier vom Ifo-Institut. „Von daher ist plausibel anzunehmen, dass sie sich ohne den deutschen Tankrabatt auch weiter parallel entwickelt hätten.“ Demnach hätten die Tankstellen den Rabatt für Diesel zu nahezu 100 Prozent weitergegeben, „also 17 Cent Steuersenkung je Liter. Beim Superbenzin waren es 29 bis 30 Cent von den 35 Cent Steuersenkung, also 85 Prozent.“

„Es wird bei uns wieder mehr getankt“, sagt Tobias Posch von der Agip-Tankstelle in Tegernsee. Das habe der Tankrabatt mit sich gebracht. Auffallend seien die vielen Fahrzeuge, die nicht aus den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz stammen würden. Dennoch könne Posch „keine Hamsterkäufe“ beobachten. Gleiche Erfahrungen schildert Josef Killy, der zwei Aral-Stationen in Bad Wiessee und Holzkirchen betreibt. „Bei uns läuft es weiter wie bisher, ohne Änderung des Tankverhaltens zum letzten Jahr.“ Wenn, wie jetzt beobachtet, deutsche Kunden samt Speditionen bei Betrieben in Tirol, Salzburg und Vorarlberg ausbleiben, klagt ein Pächter am Achensee, „wäre das finanziell für Österreich ein harter Schlag“.

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