Garmisch-Partenkirchen – Es herrscht eine fast lautlose Betriebsamkeit. Hunderte von Polizeibeamten aus ganz Bayern arbeiten in der Eissporthalle, die im Winter von den Curlern benutzt wird. Doch der Eissportwinter ist in Garmisch-Partenkirchen schon lange vorbei. Bereits Mitte Februar wurde die Halle umgebaut. „Jetzt ist es der Ort, wo Entscheidungen getroffen werden müssen“, sagt Werner Sika, Leiter des Führungsstabs.
Bereits im November 2021, als bekannt wurde, dass der G7-Gipfel wieder auf Schloss Elmau stattfinden würde, ging Sika mit seinen Kollegen auf Suche. „Anfangs wurde hier noch Schlittschuh gelaufen“, erinnert er sich. Bis wieder Eis in der Halle des SC Riessersee zubereitet wird, dürfte es August werden. In der Haupthalle befinden sich zahlreiche Einzelbüros im Messebau-Stil. Überall herrscht ein reges Treiben.
Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) machte sich gestern ein Bild von der G7-Kommando-Zentrale. Bei einem Besuch der Einsatzkräfte in Garmisch-Partenkirchen nahm sie zu den geleakten Dokumenten über die Sicherheitsmaßnahmen beim G7-Gipfel vor sieben Jahren in Elmau Stellung. „Das ist passiert. Das ist sicherlich nicht sehr gut.“ Bei den Papieren gehe es aber um Eisatzunterlagen von 2015.
Laut Faeser gibt es derzeit keine konkrete Gefährdungslage. „Aber natürlich sehen wir, dass Aktivitäten steigen im Sinne von Anklicken von Webseiten für den G7-Gipfel.“ Erwartet würden Aktivitäten eher von der linksextremistischen Seite. Sie seien aber auch vonseiten der Corona-Proteste wie auch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine möglich. Insgesamt werden rund 18 000 Polizisten für den G7-Gipfel im Einsatz sein.
Diese Aktivitäten im Internet laufen ebenfalls im Polizeiführungszentrum ein. Auf der Videoleinwand, die aus 46 einzelnen Fernsehern zusammengebaut wurde, gibt es verschiedene Themenfelder oder eine Super-Totale. Nach dem VerkehrsampelPrinzip werden die Vorkommnisse mit Infofeldern in Rot, Orange und Grün begleitet. Je nach Gefahrenlage können Drohnen aufsteigen und neue Bilder ins Eiszentrum senden. Auf diese Weise könnte auch der Bär auf die Leinwand gelangen, falls er von patrouillierenden Beamten entlang des Zaunes um den Veranstaltungsort gesichtet wird. „Eine Verbindung zu Tierkameras gibt es aber nicht“, bemerkte Werner Sika schmunzelnd.
Doch auf der Leinwand kann auch die Landung der Staatsmänner verfolgt werden, ebenso wie Bilder von den Demonstrationen in München wie in Garmisch-Partenkirchen und vom geplanten Sternmarsch nach Schloss Elmau. Das alles fällt bei der Gipfel-Polizei unter den Begriff „Taktisches Fernsehen“. Ansonsten gibt es auch öffentliches Fernsehen sowie Live-Streaming.
Aus dem Eissport-Zentrum haben die Beamten Verbindung zu allen Außenstellen wie zum Beispiel den Grenzposten in Griessen und Scharnitz, aber auch nach Oberau, wo ein Riesenaufgebot der Polizei den Wechsel der Zugreisenden auf Busse oder den Schienenersatzverkehr in Richtung Mittenwald überwacht. Generell will der Führungsstab keine Zeit verlieren, wenn Gefahr im Verzug ist. „Der Schutz des G7-Gipfels hat für unsere Sicherheitsbehörden höchste Priorität“, sagte die Ministerin.