Moosburg – Am Tag nach dem Gewitter im Landkreis Freising bleibt Dirk Mewes, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, nur der Blick auf die Zahlen. 20 Kilometer Durchmesser hatte die Gewitterzelle, die am Montagabend rund um Moosburg gewütet hat, orkanartige Böen mit 109 km/h peitschten Regen und Hagelkörner durch die Luft. „Das war eine kräftige Zelle“, sagt Mewes.
Die traurige Bilanz: Ein umstürzender Baum erschlug einen Radfahrer (53) aus Baden-Württemberg, ein Fußgänger (15) und ein Autofahrer wurden schwer verletzt. Der 15-Jährige schwebt laut Polizei noch in Lebensgefahr. 13 000 Haushalte waren bis 4 Uhr ohne Strom, zwischen Freising und Landshut fuhren bis Dienstagmittag keine Züge und danach nur eingeschränkt. Wenigstens der Fall einer Vermissten scheint laut Polizei keiner mehr zu sein – Retter hatten stundenlang nach einer Schwimmerin im Aquapark gesucht. Offenbar hatte sich diese aber in Sicherheit gebracht.
Heftige Gewitter sind im Sommer keine Seltenheit, gerade an sehr heißen Tagen. Die aufgeheizten Luftmassen speichern viel Wasserdampf – „das ist der Motor dieser Gewitter“, sagt Mewes. Wenn die Luftpakete aufsteigen, wird die gespeicherte Energie frei, Blitze, Windböen oder Hagel entladen sich. Erstaunlich: Während es diese Ecke im nördlichen Oberbayern so heftig erwischt hat, hatte das Unwetter laut Polizei in anderen Landkreisen kaum Auswirkungen. Dabei war es zuletzt schließlich überall sehr heiß. Warum ist das so?
Das liegt daran, so Mewes, dass es sich bei der Gewitterzelle um eine Art Einzelgänger gehandelt hat. „Die haben eine eigene Zugbahn.“ Relativ schnell verändert sich die Form, ein Teil der Zelle stirbt ab, ein neuer entsteht. Entlädt sich das Gewitter, kann es im ungünstigsten Fall nahezu ortsfest liegen und so lokal zu hohen Niederschlagssummen und katastrophalen Überschwemmungen kommen, heißt es beim Wetterdienst. „Das ist der klassische Starkregen“, sagt Mewes. Rund um Moosburg regnete es am Montag in nicht mal einer Stunde 30 Liter. Das Problem ist: Die Wetterexperten können solche Ereignisse schon vorhersagen. Dafür nutzen sie auch Daten aus vorherigen Unwettern, die in Modelle einfließen. Auch am Montag gab es eine Warnung, aus den Luftmassen, die unterwegs waren, konnten die Meteorologen lesen, dass es krachen wird. Aber: „Den genauen Punkt können wir noch nicht vorhersagen“, sagt Mewes. Das sei noch in der Entwicklung. Und auch die Heftigkeit könne man nicht immer exakt prognostizieren. „Manchmal ist es ein Fehlalarm, manchmal ist der Alarm zu schwach.“ Er rät dazu, die WarnApp des Wetterdienstes zu nutzen – und bei dunklen Wolken und Blitzen lieber drinnen zu bleiben.
Weitere Gewitterzellen wüteten übrigens im Süden des Landkreises Augsburg. Ein Ast krachte laut Polizei auf das Auto einer 28-Jährigen und verletzte diese am Arm. Auch in Niederbayern wurden ein Dutzend umgestürzte Bäume gemeldet. mit dpa