Bayerns Bäuerinnen zu Besuch in Kenia

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München/Nairobi – Der Ethanol-Kocher ist ein echter Segen: Er schenkt Zeit, Freiheit und Gesundheit. „Wie kann ich mit einfachen Mitteln Landwirtschaft leichter machen?“ – nach diesem Motto helfen die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband Bäuerinnen in Kenia. Eine Delegation unter der Leitung von Landesbäuerin Anneliese Göller und ihrer Stellvertreterin Christine Singer aus Hofheim im Kreis Garmisch-Partenkirchen war gerade in Ostafrika, um zu schauen, wie die Hilfsangebote ankommen.

Kenianische Bäuerinnen suchen regelmäßig Feuerholz und kochen in ihren Hütten auf einem offenen Feuer. „Des ist wie auf der Glentleitn, da raucht’s und rußt’s“, hat Singer erlebt. Nicht gerade gesundheitsförderlich. Die Lösung kann der Ethanol-Kocher sein. Ethanol kann regional erzeugt werden – etwa aus Zuckerrohr. „Da brauchen sie kein Feuerholz mehr zu suchen und haben nicht mehr den Qualm, der die Lunge schädigt“, sagt die Vize-Landesbäuerin. Kleine Schritte mit großer Wirkung.

Die BBV-Landfrauen haben sich auch informiert, wie sich die WoFaAK (Women Farmer Association of Kenya) entwickelt. So heißt der dortige Landfrauenverband, den Bäuerinnen mithilfe ihrer bayerischen „Kolleginnen“ gegründet hatten. Zu Beginn ging es vor allem darum, das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken, „denn sie sind es ja eigentlich, die das Einkommen der Familien sichern“, weiß Singer. Doch in der traditionell geprägten Welt der Stämme haben Frauen nicht viel zu sagen. „Sie sind zwar stark und verteidigen ihre Familie, doch öffentlich aufzutreten, sind sie gar nicht gewohnt“, sagt Singer. Eine Bäuerin berichtete ihr, sie sei früher so eingeschüchtert gewesen, dass sie nicht einmal ihren Namen sagen wollte. Anfangs habe die junge Frau am ganzen Leib gezittert, wenn sie ihren Namen sagen musste. Doch nach dem Training „stehe ich plötzlich da und sage den politischen Vertretern, was unsere Gruppe braucht. Ich trau mich, was zu sagen, und bin jetzt wer“, erzählte die junge Frau auf Englisch. Und noch mehr: Inzwischen hat sie sogar eine Anstellung bei ihrer Gemeinde. „Sie wollen mit aller Kraft nach vorne. Das hat mich total beeindruckt“, freut sich Singer. Das zeige, dass die Schulungen in enger Zusammenarbeit mit den Behörden ankommen.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Ernährungsbildung. „Vieles ist vorhanden – sogar unser Superfood Avocado. Doch die Menschen ernähren sich überwiegend nur mit Kohlehydraten“, schüttelt Singer den Kopf. Es müsse das Bewusstsein für regionale Lebensmittel geschärft werden. Inzwischen hätten Frauen Caterings für Schulen aufgebaut, damit die Kinder gesund ernährt werden – gleichzeitig können sie ein Nebeneinkommen erzielen.

Die BBV-Expertinnen suchen den Kontakt zu den Frauen, zeigen Fotos aus Bayern, „damit sie sehen, wie mein Garten ausschaut, mein Stall, meine Familie“. Und dass hinter all dem harte Arbeit stecke. Das habe das Vertrauen gestärkt. „Ein Beruf, aber zwei Welten – und die gleiche Motivation“, umschreibt Singer das Projekt.

Bei einem Kurs habe eine Bäuerin vom Victoriasee gesehen, dass man aromatisches Öl aus Zitronengras gewinnen kann. „Sie hat sofort reagiert und gefragt: Wie viel Zitronengras braucht Ihr? Ich kann das verkaufen.“ Regelmäßiges Einkommen sichere den Schulbesuch der Kinder – Bildung sei der beste Weg aus der Armut. Der frühere Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) habe die Bayerinnen gelobt: „Ihr braucht verhältnismäßig am wenigsten Geld und habt den größten Erfolg.“ Das sind halt Bäuerinnen. Die packen einfach an.

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