München – Kardinal Reinhard Marx hat sich für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen in der katholischen Kirche ausgesprochen. „Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass es für Männer und Frauen offenstehen muss und soll“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag im Münchner Liebfrauendom. Dort feierte er einen Gottesdienst anlässlich des 150. Geburtstags von Ellen Ammann, einer prägenden Figur der katholischen Frauenbewegung.
Bereits 1917 habe Ammann (natürlich vergebens) den damaligen Erzbischof Michael Faulhaber gebeten, eine Gruppe von Frauen zu Diakoninnen zu weihen. „Möge die große Frau Ellen Ammann uns begleiten auf diesem Weg“, sagte Marx.
Das Diakonat sei ein Amt, das in besonderer Weise die Verbindung von Gebet und Einsatz für die Armen sichtbar machen solle. „Da hoffe ich sehr, dass wir einen Weg gehen können, dieses Amt noch mehr zu profilieren.“ Es werde theologisch und praktisch noch viel gearbeitet, sagte Marx. „Ich bin der Überzeugung, dass diese Erneuerung ein großes Geschenk für die Kirche sein kann.“
Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der katholischen Kirche. Zuerst wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs. Ab dem fünften Jahrhundert wurde die Diakonenweihe zur Durchgangsstufe auf dem Weg zur Priesterweihe. Die dritte Stufe ist die Bischofsweihe.
Papst Franziskus hat schon zwei Kommissionen berufen, um die Rolle von Diakoninnen oder Frauen in vergleichbaren Ämtern der frühen Kirche zu untersuchen. Katholische Verbände fordern den Zugang von Frauen zum Diakonat, manche wünschen sich auch die Weihe von Priesterinnen.
Mehrere Bischöfe unterstützen die Forderung nach einem Frauendiakonat. Papst Franziskus spricht sich immer wieder für eine stärkere Beteiligung von Frauen aus, lehnt aber bisher Weiheämter für Frauen ab.
Kardinal Marx will sich nach eigener Aussage auch um die Prüfung der Seligsprechung Ellen Ammanns bemühen. Zahlreiche Institutionen wie der Landesverband Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), die auf Ammann zurückgehen, tun dies demnach bereits.
Die schwedisch-deutsche Politikerin Ellen Ammann (1870 – 1932) gilt als eine der Vorreiterinnen der katholischen Frauenbewegung. 1919 wurde sie für die Bayerische Volkspartei als eine der ersten Frauen in den bayerischen Landtag gewählt, dessen Mitglied sie bis zu ihrem Tod war. Ammann gründete neben dem KDFB auch die Katholische Bahnhofsmission und die Bayerische Polizeiseelsorge.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Feier zu Ellen Ammanns 150. Geburtstag mit zweijähriger Verspätung jetzt nachgeholt. Mehrere Hundert Frauen und Männer feierten ein Fest unter dem Motto „Weck die Ellen Ammann in dir!“. Sie sei sicher, dass Ellen Ammann „sehr bewegt“ gewesen wäre, sagte die Landesvorsitzende des Frauenbunds, Emilia Müller. mm/kna/dpa