München – Eine London-Reise, inklusive ABBA-Show und Essen bei Starkoch Yotam Ottolenghi: Das war der Plan von Marcus Schlaf (54) und seiner Frau Kati (56). Vor allem freut sich der Fotograf unserer Zeitung auf das Konzert, „das unglaublich sein soll“.
Für ihre Flüge Ende Juli hatte das Ehepaar im Januar für zwei Personen 300 Euro gezahlt, hin und zurück. Doch dann kam die Nachricht der Lufthansa: Der Rückflug von London nach München fällt aus. Das Alternativangebot: ein Flug von Dresden nach München. „Aber wie komme ich denn nach Dresden?“, fragt sich der Oberhachinger. Diese Frage beantwortete ihm zunächst niemand.
Nicht nur die Schlafs haben aktuell mit Flugausfällen zu kämpfen: Aufgrund des Personalmangels (siehe Kasten) kommt es zu vielen Flugstreichungen und Chaos an den Gepäckbändern. Am Frankfurter Flughafen müssen Passagiere mittlerweile bis zu zwei Stunden auf ihre Koffer warten. In München konnten zuletzt 3000 Transit-Koffer nicht direkt zugestellt werden, weil die Mitarbeiter überlastet waren.
„Manchmal kommt hier ein Koffer aus Amsterdam an, mit dem wir nichts zu tun haben“, sagt Edgar Engert, Pressesprecher des Münchner Flughafens. Dennoch: Aktuell arbeiten 87 Prozent der Normalbesetzung 75 Prozent des ursprünglichen Verkehrs ab.
Auch das Ehepaar Ulrike Hohl (54) und Giancarlo Bottiglieri (60) hatte zuletzt mit der Lufthansa zu kämpfen: Vergangenes Wochenende wollten die Münchner zu einer Geburtstagsfeier auf die italienische Insel Ischia fliegen. Der Rückweg war getrennt geplant: Als Lehrerin musste Hohl schon am Sonntag zurück in München sein, ihr Ehemann sollte erst am Mittwoch von Rom aus zurückfliegen. Beide haben für ihre Flüge jeweils knapp 200 Euro gezahlt.
Drei Tage vor Abflug erhielten die beiden die Nachricht, dass ihr Hinflug ausfällt. Den Rückflug hätten sie zwar nehmen können, aber da sie es nicht zur Geburtstagsfeier schaffen würden, lehnten sie das Angebot ab. Obwohl bei beiden der gleiche Sachverhalt vorliegt, erstattet die Lufthansa Hohl den Gesamtpreis für ihre Flüge, während ihr Ehemann nur 30 Euro bekommt.
Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern rät: „In solchen Fällen hartnäckig bleiben. Die Fluggesellschaft muss in diesem Fall das Geld innerhalb von sieben Tagen komplett erstatten.“
Wer weniger als sieben Tage vor Abflug über die Absage informiert werde, hat meistens Anspruch auf eine sogenannte Ausgleichszahlung. Das gilt jedoch nur, wenn die Fluglinie den Ausfall selbst zu verantworten hat. „Wenn das Sicherheitspersonal an einem Flughafen fehlt oder die Reise wegen eines Unwetters ausfällt, kann die Fluglinie nichts dafür“, erklärt Zeller.
Während sich Hohl und Bottiglieri noch um eine volle Rückerstattung bemühen, gab es für die Schlafs nach über einer Stunde Warten in der Telefon-Hotline eine kleine Erleichterung: Das Flugangebot von Dresden nach München war ein Computerfehler. Die Lufthansa bietet dem Ehepaar aber einen Rückflug einen Tag später an. Dennoch ärgert sich Schlaf wegen der zusätzlichen Übernachtung in London. Diese übernimmt die Lufthansa nicht. Dagegen kann er nicht vorgehen. Lufthansa hat dem Ehepaar rechtzeitig – nämlich 14 Tage vor Abflug – Bescheid gegeben.
Geld zurück bei kurzfristiger Flug-Absage