Bernried – Gerhard Polt (80) hat maßgeblich dafür gesorgt, dass das 7,2 Millionen Euro teure „Forum Humor“ jetzt endlich doch gebaut wird. Und zwar in Bernried am Starnberger See. „Es soll eine Begegnungsstätte sein, eine Art Akademie, wo man alle Varianten des Humors behandelt“, sagt Polt. „Da kann zum Beispiel ein Clown aufzeigen, warum Leute über bestimmte Sachen lachen oder nicht lachen. Oder man kann zeigen: Wie schreibe ich komisch – und warum sehen das andere Leute vielleicht als Provokation und nicht als komisch? Oder, wie heißen die, diese Querdenker, mit wie wenig Selbstironie die vorgehen und so weiter.“
Das Thema Humor sei endlos, „da kann man Seminare machen, da kann man Selbsterfahrungen machen, da können Sie Künstler oder Theaterwissenschaftler oder Psychologen oder Soziologen einladen. Es ist ein Ozean, dieses Thema, unermesslich.“ Eigentlich sollte das „Forum Humor“ nach München kommen, aber die Stadt hat sich jahrelang quergestellt. Für den bevorzugten Standort, die verlassene Viehbank im Schlachthofviertel, gab es weder eine Zusage noch Geld. Deswegen sind die Initiatoren auf die Suche nach einem Alternativstandort gegangen – und haben ihn jetzt im Landkreis Weilheim-Schongau gefunden. Bernried sei „ein sehr guter Standort“, sagt Polt. „Da haben Sie gleich das Buchheim-Museum um die Ecke, und der Ort hat ein Kloster, das die Gemeinde gekauft hat, da können Leute dann auch mal übernachten, wenn sie wollen. Und diese Gemeinde ist sehr offen und freut sich. Bernried ist – wie würde man heute sagen? – mit einer echten Willkommenskultur behaftet.“
Für das Ausstellungszentrum mit 700 Quadratmetern Fläche hat Bernried fast 5,7 Millionen Euro Zuschuss vom Bund bewilligt bekommen. Polt steckt große Hoffnung in das Humor-Forum. „Es geht um die Frage, wo hört der Witz auf und wo fängt Blasphemie an? Was ist guter Humor? Wann ist ein Witz gut, wann schlecht? Warum lacht jemand drüber? Was sind Kalauer? Wie kann man junge Menschen dazu bringen, dass sie vielleicht in ihren Aufsätzen satirische, ironische und witzige Darstellungen schreiben, also nicht nur immer das Ernste, das Traurige, das Tragische, sondern auch das Komödiantische“, sagt Polt. Das sei nämlich zehnmal schwieriger als das Tragische. MAGNUS REITINGER