Bayerns Verkehrsminister lehnt Vorstoß für ein 69-Euro-Ticket ab

von Redaktion

Verkehrsunternehmen schlagen Günstig-Ticket ab Herbst vor

München/Berlin – Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat sich für ein dauerhaftes 69-Euro-Ticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets ausgesprochen. Die Fahrkarte soll bundesweit für den öffentlichen Personennahverkehr gelten. „Die Branche ist in der Lage, ab dem 1. September ein solches Klimaticket anzubieten“, erklärte VDV-Geschäftsführer Oliver Wolff. „Dafür bräuchten wir allerdings sehr schnell den entsprechenden Auftrag seitens der Politik.“ Die Kosten für ein solches Angebot bezifferte Wolff auf rund zwei Milliarden Euro im Jahr. Zum Vergleich: Das 9-Euro-Ticket kostet in den drei Monaten Juni, Juli und August rund 2,5 Milliarden Euro. Für dieses Jahr ließen sich die Kosten für ein 9-Euro-Nachfolgeticket noch über den mit der Politik ausgehandelten Rettungsschirm für die Verkehrsunternehmen finanzieren, sagte Wolff. „Für das neue Jahr braucht es dann eine neue Regelung.“

MVV-Chef Bernd Rosenbusch begrüßte den Vorstoß. Zu diskutieren sei, ob ein bundesweit gültiges 69-Euro-Ticket für den Regional- und Nahverkehr der 2. Klasse nur im Abo erhältlich sein sollte, um eine Lenkungswirkung zu erzielen. Nur so ließe sich ein Teil der Autofahrer dauerhaft zum Umstieg auf Bus, Tram oder Bahn animieren.

Dass der MVV nach Ende des 9-Euro-Tickets nicht einfach zu den gewohnten Tarifen zurückkehren könne, sei eigentlich unstrittig, sagte Rosenbusch. Auch das Bundesverkehrsministerium sieht das so. Politiker der „Ampel“ signalisieren Aufgeschlossenheit, so etwa der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, Detlef Müller. „Ob ein Anschlussticket dann 39, 49 oder 69 Euro kostet, ist zweitrangig“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Die Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte der „FAZ“: „Über das Modell werden wir in der Koalition beraten, klar ist aber: Es braucht eine Anschlussregelung, die wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen möglichst bundeseinheitlich gilt und dabei günstig ist, also auch sozial.“

Müller schlug vor, bis zur Verkehrsministerkonferenz im Herbst einen Vorschlag zu entwickeln. „Ich fände es gut, wenn Bund und Länder sich auf ein dauerhaftes Modell verständigen könnten, an dem sich die Länder jedoch ähnlich beteiligen wie bei dem Corona-Rettungsschirm.“

Das wird nicht leicht. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte unserer Zeitung, es müsse kein günstiges Anschluss-Ticket geben. „Wir brauchen keinen Überbietungswettbewerb bei den Ticketpreisen, wir brauchen Investitionen ins Angebot.“ Geld, dass nun den Sommer über für das 9-Euro-Ticket „verbrannt“ worden sei, fehle für den Ausbau. Der Bund müsse die Regionalisierungsmittel erhöhen.

DIRK WALTER

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