Weilheim – Das Hallenbad in Weilheim ist ein Unikum. Seit der Eröffnung vor 50 Jahren teilen sich Stadt und Landkreis die Kosten – deshalb wird schon immer jede Investition kritisch beäugt. Weil nur das Nötigste gemacht wurde, ist das Hallenbad veraltet, der Energieverbrauch astronomisch: Eine Million Kilowattstunden Gas werden in einem normalen Jahr für das Beheizen von Luft und Wasser im Hallenbad verwendet. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verheizt pro Jahr etwa 15 000 Kilowattstunden Gas. Man könnte also 83 Familien ein Jahr lang mit Gas versorgen, wenn man das Hallenbad schließen würde.
Kein Wunder, dass Florian Steinbach, der Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung des Landratsamtes Weilheim-Schongau, angesichts der steigenden Gaspreise genau nachrechnet, wo sich sparen lässt. Beim Gasverbrauch im Hallenbad geht das recht einfach: „Bei der Senkung der Beckenwassertemperatur um zwei Grad gegenüber der üblichen Temperatur von 26 bis 28 Grad kann der Gesamtenergieverbrauch um bis zu 25 Prozent gesenkt werden“, sagt Steinbach. Dies entspräche im Falle des Hallenbades Weilheim rund 250 000 Kilowattstunden – oder dem Jahresverbrauch von 21 Vier-Personen-Haushalten. Bei den 29 Grad im Lehrschwimmbecken und 27 Grad im Sportschwimmbecken ließen sich nach Steinbachs Ansicht sicher zwei Grad abzwacken. Aber eine Senkung der Wassertemperatur ist nur möglich, wenn gleichzeitig auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit angepasst werden. Und das ist bei der veralteten Badewasser- und Lüftungstechnik nicht einfach: „Wir werden uns rantasten müssen, um zu sehen, wie viel möglich ist“, räumt Steinbach ein.
Handlungsbedarf besteht, daran lässt der Experte vom Landratsamt keinen Zweifel aufkommen. Ansonsten droht das ohnehin defizitäre Hallenbad endgültig zum Groschengrab zu werden. Bislang überweist das Landratsamt jedes Jahr etwa 120 000 Euro an den Gasversorger. Vervierfachen sich die Gaspreise in Herbst und Winter tatsächlich, wäre es fast eine halbe Million Euro.
Allerdings macht das Gas für die Heizung von Luft und Beckenwasser nur einen Teil der Kosten aus. Der Stromverbrauch des Weilheimer Hallenbades liegt bei 286 000 Kilowattstunden im Jahr. Das entspricht 72 Vier-Personen-Haushalten (je rund 4000 Kilowattstunden). Während man beim Gas durch die Senkung von Luft- und Wassertemperatur relativ einfach sparen kann, ist es laut Florian Steinbach beim Strom deutlich schwieriger. In der Regel muss massiv in neue Technik investiert werden: effizientere Umwälzpumpen, neue Lüftungsanlagen. Doch das Material ist kaum lieferbar, die Fachbetriebe im Oberland sind ausgebucht. Und bei so einem alten Gebäude würde sich das schlichtweg nicht mehr lohnen. Zumindest die Halogenscheinwerfer in der Schwimmhalle und die Beckenbeleuchtung sollen im Zuge der Sommerrevision heuer noch ausgetauscht werden. Die Einsparungen dadurch werden allerdings überschaubar ausfallen.
Die Stadt Weilheim und der Landkreis lassen sich den Betrieb des Hallenbades eine Menge kosten. Gas und Strom, Personalkosten (225 000 Euro), Bauunterhaltskosten (122 000 Euro), Wasser (40 000 Euro) und Reinigung: Das sind Ausgaben von rund 771 000 Euro. Dem stehen Einnahmen von etwa 126 000 Euro aus Eintrittsgeldern sowie den Nutzungspauschalen von Schulen, Kursbetreibern und Vereinen gegenüber. Machte bislang Jahr für Jahr ein Minus von 645 000 Euro. „Wenn die Gaspreise tatsächlich auf das Vierfache steigen, würde der Fehlbetrag am Ende des Jahres deutlich über einer Million Euro liegen“, sagt Steinbach.
Angesichts der steigenden Kosten könnte es sein, dass der Landkreis darauf drängt, das Hallenbad früher als geplant abzureißen. An seiner Stelle soll eine Dreifachturnhalle entstehen. Wobei auch Dreifachturnhallen eine erhebliche Menge Energie verbrauchen. Allerdings gibt es hierbei große Unterschiede zwischen energieeffizienten Neubauten und älteren Turnhallen. Die erst 2015 eröffnete Dreifachturnhalle in Penzberg verbraucht pro Jahr 65 000 Kilowattstunden Gas – so viel wie vier Haushalte. Die unsanierte Jahnturnhalle in Weilheim, die ähnlich groß ist, verschlingt das Fünffache der für Penzberg nötigen Menge. Ähnlich sieht es auch beim Stromverbrauch aus. Brennen die Lichter in der neuen Halle in Penzberg, verbraucht man dank moderner LED-Technik pro Jahr rund 35 000 Kilowattstunden Strom – das entspricht dem Jahresverbrauch von neun Haushalten. In der Jahnturnhalle muss so viel Energie aufgewendet werden, wie 48 Vier-Personen-Haushalte pro Jahr verbrauchen.
Die sich abzeichnende Energiekrise, sagt Steinbach, wird eine massive Belastung, die auf Dauer nicht tragbar ist. Es zeige sich, dass die energetische Sanierung der alten „Energieschleudern“ dringlicher ist als je zuvor. „Angesichts der klammen Kassen ist das die Quadratur des Kreises.“