München – Gefühlt fungiert Ilse Aigner ja schon eine kleine Ewigkeit als Landtagspräsidentin. Aber als Gastgeberin des Sommerempfangs des Landtags ist die 57-Jährige noch immer eine halbe Novizin. Ein einziges Mal durfte sie 2019 die Eröffnungsrede halten – dann kam Corona und keinem war mehr zum Feiern zumute. „Wie sehr haben wir das vermisst“, ruft Aigner also gestern Abend ihren Gästen zu. „Sich in Schale werfen und ausgehen. Interessante Menschen treffen. Es sich gut gehen lassen: Feiern und genießen!“
Der Sommerempfang auf Schloss Schleißheim ist keines dieser Feste, auf denen sich die Adabeis tummeln. Stars und Sternchen sind hier die Ausnahme. Ein paar Künstler sind natürlich da: Luise Kinseher zum Beispiel, Monika Baumgartner, Django Asül, Helmut Schleich, Monika Gruber oder Eisi Gulp. Auch Herzog Max Emanuel von Bayern und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis dürfen nicht fehlen. Vor allem aber treffen sich hier in gelöster Atmosphäre all jene, die sonst um die beste Politik für den Freistaat ringen. Selbst am Nachmittag war im Maximilianeum noch über den grünen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Agrarstruktur diskutiert worden.
Abends ist das vergessen. Wie so oft bei diesen Abenden in Schleißheim scheint über der Landespolitik die Sonne, später wird sie vom Mond abgelöst. Man kann ein Selfie mit Markus Söder machen. Auch die Vorgänger Günther Beckstein und Edmund Stoiber sind gekommen. Selbst Aigners Vorgängerin als Landtagspräsidentin Barbara Stamm ist da. Die Fränkin, die mit einer Krebserkrankung kämpft, hat sich in München zuletzt rar gemacht.
Doch wie immer in Schleißheim bleiben Politiker, Vertreter von Kirchen, Verbänden und Vereinen nicht unter sich. Dem Ehrenamt wird traditionell großes Gewicht eingeräumt. „Ein Gemeinwesen lebt vom Zusammenhalt“, so Aigner. Einladen wollte sie in diesem Jahr vor allem jene Helfer, die sich in der Corona-Krise besonders verdient gemacht haben. „In Tag- und Nachtschichten. Im Rettungseinsatz. Auf den Stationen.“ Das sind sehr viele Menschen, die sich im Laufe der Pandemie mit ihren hitzigen Debatten oft allein gelassen fühlten. Da die Kapazitäten beschränkt sind, machen Aigner und Söder nun zwei Tage später als „Geste der Wertschätzung“ einfach ein eigenes Helferfest. In diesem Jahr wird in Schleißheim also zweimal gefeiert.