Das Warten auf den Geist von Altötting

von Redaktion

Heute muss Andrea Tandler vor den U-Ausschuss Maske treten – „Sie ist steinreich geworden“

München – Im Landtag suchen sie alle das Licht, die Scheinwerfer, die große Bühne. Wie ungewöhnlich wird da heute ein Auftritt im Untersuchungsausschuss Maske: Andrea Tandler muss erscheinen – die seit Monaten versucht, unsichtbar zu sein. Sie ist eine Schlüsselfigur in der Affäre um Millionen-Deals mit der Corona-Not, doch fürs Parlament blieb sie bisher der Geist von Altötting.

Der U-Ausschuss will aufklären, wie (frühere CSU-)Abgeordnete und Unternehmer 2020 mit Masken-Geschäften Millionen verdienten. Offenbar wurden beste Kontakte zum Staat versilbert. Eine zweistellige Millionensumme an Provisionen floss, davon der Löwenanteil an Tandler. Konsens im Parlament ist, dass es unmoralisch war, aus der Not dicke Profite zu schlagen. Bisher deutet die Arbeit der Justiz aber darauf hin, dass es legal war; gesichert ist das im Fall des Abgeordneten Alfred Sauter.

Tandler, Tochter des früheren CSU-Generalsekretärs, ist selbst nicht in der Partei. Für ihre Geschäfte hatte sie auch ihren engen Kontakt zur EU-Abgeordneten Monika Hohlmeier genutzt, die jedoch, Stand jetzt, keine Provisionen erhielt. Hohlmeier machte sich unter anderem bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Tandlers Deals stark.

„Frau Tandler hat ihre allerbesten Kontakte in die politischen Entscheidungsebenen vergoldet und ist damit steinreich geworden“, sagt der SPD-Abgeordnete Markus Rinderspacher. „Ich erwarte, dass sie sich nicht weiter versteckt, sondern umfassend Rechenschaft ablegt.“

Verstecken – so lief das bisher. Tandler ließ alle Ladungen verstreichen, obwohl ein U-Ausschuss wie ein Gericht Zeugen einbestellen kann. Mehrfach meldete sie sich krank – so oft, dass den Abgeordneten der Kragen platzte. Sie schickten ihr den Amtsarzt auf den Hals. Er diagnostizierte: grundsätzlich vernehmungsfähig. Er rechne mit Tandlers Erscheinen, sagt auch Ausschuss-Chef Winfried Bausback (CSU). Andernfalls wird im Ausschuss auch über Zwangsgeld oder Vorführung per Polizei geraunt.

Sagen muss sie wohl maximal ihren Namen – sie hat ein Aussageverweigerungsrecht. Intern heißt es, sie habe wohl so lange wie möglich vermeiden wollen, dass es Fotos von ihr gebe. C. DEUTSCHLÄNDER

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