Auf eine Schorle mit Scholz

von Redaktion

Kanzler fast unerkannt auf Allgäuer Berghütte

Pfronten – Es ist Montag, kurz vor der Mittagszeit auf der Bad Kissinger Hütte, als ein etwas älterer Mann mit Halbglatze an die Theke tritt. Servicekraft Karin fragt den Mann: „Und was willst du trinken?“ Der Mann bestellt eine Holunderschorle, die er später an der Bierzeltgarnitur auf der Außenterrasse mit Spinatknödeln verzehrt.

„Ihr kam der Mann, der aussah wie alle Wanderer hier, irgendwie bekannt vor“, erzählt Stefan Knoche, der in der Sommersaison drei Monate auf der 1792 Meter hoch gelegenen Hütte in den Allgäuer Alpen arbeitet. Kein Wunder, denn der Bergwanderer war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). „Von uns wusste niemand, dass der Kanzler bei uns vorbeikommt“, sagt Knoche.

Dass der Kanzler kommt, habe sich zwar nicht angedeutet, doch am Tag zuvor seien zwei Sicherheitsleute in der Hütte aufgetaucht, hätten die Lage gecheckt und nach einem separaten Tisch gefragt. Als Hüttenchefin Sabine Wirth wissen wollte, um wen es sich denn handelt, hieß es nur, dass man das nicht sagen könne und es eine Überraschung sei.

Und die war es dann auch, obwohl der Kanzler in Funktionsshirt, Trekkinghose, Wanderschuhen und mit Schirmmütze zunächst nicht weiter auffiel. Wohl aber seine bewaffneten und verkabelten Sicherheitsleute, die auf und rund um die Hütte unauffällig Präsenz zeigten.

Als der Kanzler dann irgendwann von den Gästen auf der Berghütte „enttarnt“ war, wurden die ersten Fotos gemacht. „Als ich auf die Terrasse kam, stand Scholz dort gerade und ich habe ihn spontan gefragt, ob denn auch ein Foto mit dem Hüttenpersonal drin wäre“, sagt Knoche. „Unbedingt“, habe der volksnah auftretende Scholz gesagt. Wenig später verließ der mächtigste Mann Deutschlands mitsamt seiner Begleitung und den Sicherheitsleuten die Hütte, um von dort auf den Aggenstein zu klettern. Danach ging es wieder talwärts und der Kanzler-Tross legte zur Überraschung von Stefan Knoche erneut einen Stopp in der Berghütte ein. Olaf Scholz habe sich dann noch den hausgemachten Käsekuchen und einen Kaffee gegönnt, ehe dann der Rückweg ins Tal anstand.

„Unsere Hüttenwirtin hat bewusst auf einen Eintrag ins Hüttenbuch oder werbewirksame Fotos verzichtet, weil sie Olaf Scholz seine Auszeit als Privatperson in der Bergregion gegönnt hat“, sagt Knoche. Dass man sich dort generell duze, habe Scholz, der keinerlei Starallüren gezeigt habe, nichts ausgemacht. GEORG DICKOPF

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