Leonbachers Ochsen geht es saugut

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Frauenberg – Als Rind sollte man sich wünschen, auf den Hof von Sebastian und Michaela Leonbacher zu wohnen. Die 160 Färsen und Ochsen leben in einem regelrechten Luxusstall mit offenem Laufhof, direkter Anbindung an die Weide. Für den Liegekomfort sorgt eine automatische Strohverteilung. Die Tiere können Tag und Nacht ins Freie – Rinderherz, was willst du mehr? Und noch dazu ist alles ökologisch ausgerichtet. Der Mist landet in der hauseigenen Biogasanlage, die noch dazu den Ort mit Fernwärme versorgt. Ein Paradebeispiel für lupenreine Kreislaufwirtschaft.

Sebastian und Michaela Leonbacher aus Frauenberg (Gemeinde Maisach im Kreis Fürstenfeldbruck) strahlen, als sie gestern von Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber mit zwei anderen Bauernfamilien mit dem Bayerischen Tierwohlpreis ausgezeichnet werden. Es scheint aber, dass sich der 33-jährige Landwirt fast noch mehr darüber freut, wie wohl sich die Tiere auf seinem Hof fühlen. „Ich könnte jeden Tag stundenlang zuschauen, wie die Viecherl auf der Wiese herumhüpfen.“ Der junge Landwirt hat viel gewagt. Eigentlich ist er gelernter Zimmerer. Den Hof hat er von seinem Onkel übernommen – da war es noch ein Ackerbaubetrieb mit 50 Hektar Fläche. Vor zehn Jahren haben er und seine Frau Michaela – auch sie hat Landwirtschaft studiert – das erste Mal viel Geld in die Hand genommen: 1,2 Millionen Euro für eine Biogasanlage. Eine Investition, die sich gerade in der jetzigen Energiekrise doppelt bezahlt macht.

Und kürzlich hat die junge Familie noch einmal tüchtig investiert und für gut 800 000 Euro einen luftigen Stall für 160 Ochsen gebaut. Einen sogenannten Außenklima-Tretmist-Stall mit Auslauf, bei dem die Tierwohl-Experten leuchtende Augen bekommen. „Die Besonderheit ist, dass der Laufhof in den Stall geholt wurde und damit steht wesentlich mehr Fläche zur Verfügung“, zeigt sich der Tierhaltungsexperte und Jury-Vorsitzende Klaus Reiter begeistert. Zum Großteil werde eigenes Futter verwendet. „Unser Traum war immer schon, dass wir zusätzlich zur Biogasanlage Ochsenmast machen“, sagt Leonbacher. Sie wollten eine gescheite Kreislaufwirtschaft. Alles selber machen: Biogasanlage, Mist produzieren, die ganzen Reststoffe verwerten, Nährstoffe für den Ackerbau gewinnen.

Aber auch die beiden anderen Preisträger sind mit ihren Höfen nachahmenswert. Stefan und Michaela Grandl bewirtschaften einen Öko-Milchviehbetrieb in Riegerau im Kreis Freising mit 100 Hektar Fläche und 90 Milchkühen. Sie haben sich auf die tiergerechte Ammentierhaltung spezialisiert: Acht Ammenkühe können gleichzeitig je vier Kälber säugen. Nach drei Monaten werden die Kälber entwöhnt. Dritte Preisträger sind Josef und Judith Himmelstoß aus Michelsneukirchen im Kreis Cham, die den Milchviehbetrieb der Eltern von der reinen Anbindehaltung in einen Laufstall umgebaut haben – und das im Nebenerwerb.

„Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich in so schwierigen Zeiten als landwirtschaftlicher Unternehmer entscheidet, viel Geld in die Hand zu nehmen, um beim Tierwohl einen Schritt nach vorne zu gehen“, würdigt Kaniber den Mut der Familien. Verbraucher wünschten sich mehr Tierwohl, mehr Platz, mehr Spielmaterial – alles am besten mit eigenem Futter und regionaler Vermarktung. „Das ist verdammt viel Arbeit. Wir tun alles dafür, dass wir in Bayern die richtigen Rahmenbedingungen dafür schaffen.“ Die Ställe der Zukunft sollen in Bayern stehen. In Maisach ist einer von ihnen.

Artikel 8 von 11