München – Mit dem offenen Baustellen-Aufzug inmitten eines 250-Tonnen-Stahlgerüsts geht es der östlichen Außenwand des Plenarsaals vom Maximilianeum 30 Meter in luftige Höhe. Oben, auf dem Dach des Bayerischen Landtags angekommen, weitet sich der Blick über München in alle Himmelsrichtungen – und auf eine atemberaubende Baustelle. Seit März wird das altehrwürdige Gebäude aufwendig umgebaut und energetisch grundsaniert. Die Hausherrin, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, erlaubt einen Einblick in die laufenden Arbeiten und zieht eine positive Zwischenbilanz.
„Es ist eine Grundsanierung, die hier vorgenommen wird – unter anderem ist das Glasdach undicht geworden und wird jetzt komplett neu aufgebaut“, erklärt Aigner, während sie unter dem Gewölbe einer Stahlkonstruktion steht, die die Baustelle vor Regen und anderen Wetterunbilden schützt. In dieser Woche erst sind die gewaltigen Glasdach-Scheiben geliefert worden, die künftig dafür sorgen werden, dass die Parlamentarier vor eindringendem Regenwasser sicher sind. Bislang mussten zeitweise Eimer im Plenarsaal aufgestellt werden, weil das Regenwasser an verschiedenen Stellen durchtropfte. Zudem wird der Plenarsaal künftig von Tageslicht „erleuchtet“ sein. „Wir hoffen, dass jetzt im Sommer möglichst viel geschehen kann, dass uns das kein Sturm oder Hagel im wahrsten Sinne des Wortes verhageln kann“, sagt Aigner.
106 Millionen Euro sind für die gesamten Baumaßnahmen veranschlagt, allein sechs Millionen Euro wird das Glasdach kosten. Es wird von dem Unternehmen Waagner-Biró Steel and Glass GmbH aus Wien erstellt, das auch die gläserne Kuppel des Berliner Reichstags gebaut hat. Bis Ende November soll das Glasdach fertig sein. Der Großteil der Arbeiten findet nicht in luftiger Höhe, sondern in der Unterwelt des Parlaments statt: Im Keller wird die Haustechnik erneuert. Ein Blick in ein Zwischengeschoss zeigt die völlig veraltete Technik: Stromkabel und mit Isolierfolien notdürftig abgedichtete Heizungsrohre hängen offen in einem Gewühl unter der Decke. Künftig wird alles technisch auf den neuesten Stand gebracht – und im zweiten Untergeschoss in alten, gemauerten Kavernen untergebracht. Das sind von Hand gemauerte unterirdische Hohlräume, auf denen das Maximilianeum am Isarhochufer 1857 gebaut wurde.
Wichtig ist Ilse Aigner in derzeitigen Krisenzeiten das Energiesparen: „Es werden stromschluckende Motoren durch Pumpen ersetzt. Auf dem Dach soll auch mehr Fotovoltaik eingesetzt werden.“ Nach dem eigens entwickelten Energiesparplan sollen bei der Heizung 15 Prozent, bei der Lüftung 20 Prozent und bei der Klimaanlage 25 Prozent eingespart werden. „Ein 148 Jahre altes Gebäude im Bestand zu sanieren, ist eine große Herausforderung, aber es lohnt sich – auch energetisch.“
Einen ganz neuen Zugang erhalten die jährlich gut 60 000 Besucher: Das Foyer wird völlig neu gestaltet. Gäste können künftig den Landtag von der repräsentativen Stadtseite aus betreten – und das schon zur Landtagswahl 2023. Die gesamten Bauarbeiten sollen 2027 abgeschlossen sein.
Was können andere Großprojekte – wie die finanziell und zeitlich völlig aus dem Ruder laufenden Planungen zur zweiten Stammstrecke in München – von der Landtags-Baustelle lernen? Aigner lächelt und antwortet diplomatisch: „Wir sind froh, dass wir gute Fachleute haben, die es bisher geschafft haben, alles im Zeit- und Kostenplan voranzubringen. Wir hoffen, dass das auch so bleibt.“