Der große Testlauf für die Wiesn

von Redaktion

INTERVIEW Ein Gäubodenfest-Wirt erklärt, warum er keine Angst vor Corona hat

Anton Nothaft ist seit 35 Jahren Festzelt-Wirt auf dem Gäubodenfest in Straubing, in sein Zelt passen 5000 Gäste und die Mass kostet 11,30 Euro. Nach zwei Jahren Zwangspause wegen Corona geht es am Freitag wieder los auf einem der größten Volksfeste Bayerns. Wir sprachen mit dem 63-Jährigen über den ganz besonderen Start auf dem niederbayerischen Volksfest, das wegen Corona als Generalprobe für das Oktoberfest gilt.

Zwei Jahre ohne Gäubodenfest liegen hinter Ihnen. Was haben Sie in der freien Zeit gemacht?

Das war sehr ungewohnt. Das Gäubodenfest gehört einfach zum Jahresrhythmus. Aber wir haben mit unserer Metzgerei und unserem Hotel auch viel Arbeit. Die Zeit verklaubt sich. Jetzt freue ich mich sehr darauf, dass es morgen losgeht.

In allen Städten, in denen kürzlich Volksfeste gefeiert wurden, sind die Corona-Inzidenzen starkgestiegen. Rechnen Sie auch damit?

Ja, wahrscheinlich werden sie steigen. Aber die werden auch wieder fallen. Man muss daraus nicht gleich eine Hysterie entwickeln. Gesundheit ist ein übergeordnetes Gut, das ist uns allen klar. Wir wollen Corona auch nicht bagatellisieren. Aber wenn Wissenschaftler wie Professorin Ulrike Protzer vom Helmholtz-Zentrum in München äußern, dass sie keine Bedenken wegen des Oktoberfests haben, warum sollen wir Mitte August Bedenken mit dem Gäubodenfest haben?

Die Verantwortlichen für das Oktoberfest werden aufmerksam beobachten, wie es in Straubing läuft. Sind Sie nervös?

Also wegen des Oktoberfests sind wir nicht nervös. Wenn dann wegen der allgemeinen Lage. Aber das nicht sonderlich – wir haben gar keine keine Zeit für Nervosität. Die Lage ist, wie sie ist. Man wird sich daran gewöhnen.

Haben Sie genügend Personal gefunden?

Unser Personal haben wir beinander, aber es war wesentlich schwieriger als in den anderen Jahren. Aber komischerweise nicht bei den Köchen, Hendlbratern und Schankkellnern, sondern bei den Posten, von denen wir dachten, die seien leicht mit Studenten oder Schülern zu besetzen.

Gibt es Corona-Schutzmaßnahmen im Zelt?

Es gilt das Infektionsschutzgesetz und die bundeseinheitliche Ordnung besagt, dass weder Maske noch Abstände sein müssen. Gerade erst fand in München ein Konzert mit 90 000 Besuchern statt – darüber wird nicht geredet. Aber die Volksfeste werden zur Corona-Schleuder hochstilisiert. Da dürfte ja keine Veranstaltung mehr stattfinden.

Hatten Sie schon Corona?

Nein, mich hat es noch nicht erwischt. Obwohl ich schon mit vielen Leuten zusammenkomme…

Wie läuft es mit den Reservierungen?

Wir haben unsere E-Mails schon abgeschaltet, weil so viel Andrang ist. Heuer haben viele im Januar – da startet traditionell die Reservierung – auf Verdacht reserviert. Als im April klar war, dass das Fest stattfindet, war es im Nu voll. Und jetzt versuchen es viele trotzdem noch.

Wird im Zelt die gewohnte Stimmung aufkommen?

Man hat es bei Festen bislang schon gesehen: Für die Leute, die hingehen, macht das keinen Unterschied. Es wäre ja schlimm, wenn die Gäste mit angezogener Handbremse feiern würden. Das Fest hat mit Lebensfreude zu tun und man muss auch wieder zur Normalität zurückkehren. Auch wenn es mit einem Risiko behaftet ist. Aber die Angst muss man außen vor lassen.

Sind Sie froh, dass Sie im August feiern? Und nicht erst im Herbst wie die Wiesn?

Ich bin froh, dass wir es jetzt machen. Jede Woche weiter in den Herbst rein wird vermutlich schwieriger. Aber wer weiß das schon? Mit der aktuellen Sommerwelle hat auch niemand gerechnet.

Gibt’s so was wie die Wiesn-Grippe auch in Straubing?

Nein, das liegt an der Jahreszeit. Wir haben oft jenseits der 30 Grad, da kriegt man keine Grippe.

Interview: Carina Zimniok

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