Flughafen als Kofferlager

von Redaktion

Noch tausende zurückgelassene Gepäckstücke im Depot

München – Allein im Mai hoben drei Millionen Menschen vom Flughafen München ab. Tausende gingen aus einem anderen Grund in die Luft: das Koffer-Chaos. Und daran scheint sich so bald nichts zu ändern, wie der Airport gestern bestätigte.

Denn noch immer sind „einige Tausend“ Koffer und Gepäckstücke am Flughafen im Depot und wollen zu ihren Besitzern gebracht werden. Der Flughafen betont, dass „alle Beteiligten unter Hochdruck“ daran arbeiten, die Gepäckstücke an ihre Besitzer zu überbringen. Allerdings kann das „von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen dauern“ – je nachdem, wie oft Maschinen zum Zielort fliegen. Und je nachdem, wie viel zusätzliches Gepäck im Flieger verstaut werden kann. Denn zur Ferienzeit reisen die wenigsten mit Handgepäck. Und je mehr Koffer aktuell an Bord mitgenommen werden können, desto weniger Platz ist für die „Altlasten“.

Rund 53 000 Koffer würden täglich umgeschlagen, berichtet der Flughafen. Da ist immer Schwund, aber so groß wie derzeit war das Chaos noch nie. Der Airport nennt mehrere Gründe. Zum einen sei der „gesamte europäische Luftverkehr aktuell durch erhebliche Unregelmäßigkeiten in den Betriebsabläufen beeinträchtigt“. Außerdem sei die Gewitterlage massiver als in den vergangenen Jahren. Und schließlich würde auch wieder heftig gestreikt.

Der Flughafen München weist darauf hin, dass grundsätzlich die Luftverkehrsgesellschaften für die Weiterleitung des Gepäcks an die Fluggäste zuständig seien. Würden heute tausend Koffer weitergeleitet, kämen tausend Koffer neu hinzu.

Auch die benötigte Hilfe für die Ferienzeit für die Flugabfertigung lässt auf sich warten, obwohl die Bundesregierung am 6. Juli den Plan genehmigt hatte, Bodenpersonal aus der Türkei zu beschäftigen. Ursprünglich war von 2000 Helfern die Rede, später von 1300 – jetzt kommen wohl nur noch 145. Und das kann noch dauern. Denn erst einmal brauchen sie ein Visum und die Zuverlässigkeitsprüfung (unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis und Arbeitsplatz-Nachweise). In München kommt hinzu, dass die Tarifverhandlungen mit dem Bodendienstleister noch laufen (wir berichteten).

Der Pilot und Copilot einer Eurowings-Maschine, die gestern mit stundenlanger Verspätung nach Palma aufbrach, halfen kurzerhand dem Bodenpersonal beim Beladen des Flugzeugs. Das beobachtete der 45-jährige Daniel V., der in der Maschine saß. Auch beim Bus-Shuttle hätte es Bedarf gegeben, berichtet V. unserer Zeitung. Die Passagiere hätten eine halbe Stunde warten müssen, weil niemand den Bus zum Flieger gefahren habe. „Da baut man einen neuen Flugsteig am Terminal, und am Boden gibt es nicht genug Personal.“ MATTHIAS BIEBER BJÖRN HARTMANN

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