München – Zum Start muss der Bayerische Landessportverband (BLSV) eine Lücke schließen. „Wir bieten 475 Stellen für den neuen Jahrgang im FSJ an“, sagt Saskia Schwalb. „Rund hundert davon sind bayernweit noch offen.“ Wer sein freiwilliges soziales Jahr in einem Sportverein oder an einer Schule mit Sportbezug absolviert, arbeitet vorwiegend mit Kindern und Jugendlichen und unterstützt seine Einsatzstelle in der Verwaltung. Die meisten, sagt Saskia Schwalb, machen am Anfang des freiwilligen sozialen Jahrs eine Ausbildung zum Trainer oder Übungsleiter.
Seit 20 Jahren bietet der Landessportverband über seine Vereine FSJ-Stellen im Sport an. „Wir sind stetig gewachsen“, sagt Schwalb. „Aber seit der Pandemie merken wir, dass es schwieriger geworden ist. Und dieses Jahr ist es extrem.“ Der BLSV tritt als Vermittler auf und koordiniert die Stellen sowie die Seminare, die die Teilnehmer besuchen. Aber auch Vereine und Schulen suchen selbst aktiv nach Freiwilligen.
4546 junge Menschen haben im Jahrgang 2021/2022 in Bayern ein soziales Jahr abgeleistet. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es 4024. „In den letzten Jahren hat sich die Anzahl junger Menschen, die ein FSJ ableisten, sogar erhöht“, heißt es aus dem Sozialministerium, das das FSJ fördert. Beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) sind zwar noch nicht alle der insgesamt rund 750 FSJ-Stellen besetzt. Aber Sprecher Sohrab Taheri ist optimistisch: „Wir sind im zeitlichen Soll und sollten alle Stellen bis Oktober besetzt bekommen“, sagt er. „Bis jetzt waren unsere Freiwilligendienst-Stellen immer voll, und wir könnten theoretisch sogar mehr FSJler beschäftigen, wenn es die Finanzierung zuließe.“
Doch auch beim Roten Kreuz merken die Verantwortlichen, dass es vor allem in den Städten schwieriger geworden ist, junge Leute für ein freiwilliges soziales Jahr zu begeistern. „In großen Städten wie München oder Nürnberg müssen wir stärker werben als auf dem Land“, sagt Taheri. Zudem setze sich ein Trend fort: „Es kommt immer häufiger vor, dass sich Bewerber alle Möglichkeiten offen lassen und dann kurzfristig abspringen.“ Dabei nutzt das BRK das freiwillige soziale Jahr auch, um als Arbeitgeber zu überzeugen. „Wir übernehmen sehr viele vom freiwilligen sozialen Jahr in unsere Strukturen“, sagt Taheri. „Das ist das eigentliche Erfolgsprinzip. Für uns geht es nicht um den kurzfristigen Effekt, es ist überspitzt gesagt eine Anwerbungsstrategie.“
Tatsächlich weckt das freiwillige soziale Jahr bei vielen Absolventen den Wunsch, einen sozialen Beruf zu ergreifen. Eine Beobachtung, die der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum München und Freising teilt. In seiner Trägerschaft und der des Caritas-Diözesanverbands haben zuletzt 100 junge Menschen ein FSJ absolviert. Der Abschlussbefragung zufolge würden 96 Prozent das FSJ ihren Freunden weiterempfehlen.
„Wenn man nicht so richtig weiß, wo es hingeht, ist es eine Superchance für praktische Arbeit in einem geschützten Bereich“, meint Saskia Schwalb. Das FSJ hat aber auch praktischen Nutzen: Viele Unis erkennen es als soziales Engagement an, das kann beispielsweise beim Numerus Clausus helfen. Schwalb hofft, dass sich noch Anwärter für die offenen Stellen finden. Der BLSV und hat gerade entschieden, auch nach dem eigentlichen Stichtag am 22. August noch Bewerber aufzunehmen.
Bewerbung
Infos zum FSJ im Sport gibt es unter www.bsj.org oder www.fsj.bayern.de