München/Fürstenfeldbruck – Drei Wochen vor der geplanten Gedenkveranstaltung zum Olympia-Attentat gibt es noch viele Fragezeichen. Vergangene Woche hatte Ankie Spitzer, Witwe des ermordeten Fechters Andre Spitzer, namens der Opferfamilien ihre Teilnahme abgesagt. Ungeachtet dessen sind Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein israelischer Amtskollege, Staatspräsident, Jitzchak Herzog, als Gäste fest eingeplant – so zumindest ist es auf den Einladungen zu lesen, die das bayerische Innenministerium namens Bund, Freistaat und Stadt München verschickt hat. Demnach soll es am 5. September, 50 Jahre nach dem Attentat, auf dem Gelände des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck ab 15 Uhr einen Gedenkakt mit anschließendem Staatsempfang geben. Doch ob der Staatspräsident Herzog ungeachtet des Angehörigen-Boykotts kommen wird, ist ungewiss: „Wir wissen es nicht“, sagt eine Sprecherin des Israelischen Generalkonsulats in München. „Der Reiseplan des Präsidenten ist nicht bekannt.“ Hinter den Kulissen ist zu hören, das Israel auch einen niederrangigeren Amtsträger entsenden könnte.
Ungeachtet dessen laufen die Planungen für den Gedenkakt weiter. „Ich finde es sehr wichtig, dass die Gedenkveranstaltung stattfindet“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) unserer Zeitung. Eine Absage, wie sie der bayerische Antisemitismusbeauftragte und ehemalige Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ins Gespräch gebracht hatte, „kann ich mir nicht vorstellen“. Der Anschlag von 1972 sei „einer der schlimmsten Terrorakte, der in München und Bayern jemals stattgefunden hat“; ein Gedenken sei auch für München, das Land Bayern und die Bundesrepublik sehr wichtig, „und zwar auch dann, wenn die Angehörigen aus den Opferfamilien, wie zu befürchten, nicht kommen werden“.
Ankie Spitzer hatte die Absage mit der unzureichenden Entschädigung der Opferfamilien begründet. Die Bundesregierung hatte zuletzt insgesamt zehn Millionen Euro angeboten – abzüglich der 4,6 Millionen Euro, die bisher bereits gezahlt wurden. Spitzer hatte das als „Beleidigung“ und „Trinkgeld“ zurückgewiesen. An der Haltung von Ankie Spitzer gibt es auch Kritik – etwa vom renommierten israelischen Historiker Moshe Zimmermann. „Die Frage der Entschädigung ist meines Erachtens eine Nebensache“, sagte er im „Deutschlandfunk“. Es sei „geschmacklos“, wenn „nur deswegen, wegen der Frage der Entschädigung, die Gedenkfeier ausfällt“. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bedauerte die Absage der Hinterbliebenen. „Die Bemühungen der deutschen Seite sind in meinen Augen anzuerkennen“, sagte er dem RND. DIRK WALTER