DAS PORTRÄT

Schöpfer einer Mini-Welt

von Redaktion

Die Goldfische tummeln sich in dem kleinen Bach unter der Stahlbrücke, ein Angler blickt über das Wasser. Oder vielleicht doch auf die Frau, die sich in der Sonne räkelt? Im Hintergrund erklimmen drei Bergsteiger einen Gipfel. Und das Ortsschild am Bahnhof verrät, dass all diese Szenen in Rosenbach stattfinden. Dieses Rosenbach liegt mitten in Puchheim im Kreis Fürstenfeldbruck – und ist winzig klein. Eine Miniatur-Eisenbahnwelt. Geschaffen von Markus Blust.

Sie befindet sich auf einem Grundstück an der Einkaufsmeile, die Gegend soll attraktiver gemacht werden. Und Blust hat damit schon mal begonnen. Sein Vater war Lokführer, er selbst wurde Feinmechaniker bei der Telekom. Die Leidenschaft für Züge hatte er aber vererbt bekommen. Natürlich hat er zu Hause in seinem Keller in Fürstenfeldbruck eine „große kleine Anlage“, wie er sagt. Aber hier in Puchheim konnte er seiner Leidenschaft noch etwas mehr freien Lauf lassen. 140 Meter lang ist das Schienennetz im Garten seines Sommersitzes. Zwölf Tonnen Kies hat er für den Unterbau anfahren lassen, für den Anbau hat er einige hundert Kalksteine verwendet. 880 kleine Steinchen hat er allein für die Pfeiler der Brücke verwendet, die genauso aussieht wie ihr Vorbild zwischen Berlin und Potsdam. Mit ähnlicher Liebe zum Detail hat er die Bahnhofstreppe zusammengebaut. Die Welt ist im Maßstab 1 zu 22,5 nachgebaut – und genau wie die große Welt ist sie ständig im Wandel. „Es ist immer alles im Bau und nie fertig“, sagt Blust. Ein kleines Dorf soll hinter der bisher einsamen Bahnstation entstehen. Mit der Kirche und der nachgebauten Wirtschaft von gegenüber, die vor Kurzem geschlossen wurde. Die künftige Ortschaft soll die Vergangenheit zeigen, die 1950er oder 1960er Jahre. In Freds Snack Bar ist der Bratwurst-Preis von 1,30 Mark angeschrieben. Außerdem gibt es einen Aufruf, dass Bahnpersonal gesucht wird.

Es ist keine billige Welt, die Markus Blust mit unendlich viel Detailliebe aufbaut. Er braucht ein ganzes Arsenal an Lokomotiven, einige davon kosten schon mal 1500 Euro. Die elektronische Weichensteuerung hat er als Techniker natürlich selbst entwickelt. Als bisher einziger Anwohner hat er eine staatliche Förderung zur Innenstadtbelebung beantragt und erhalten. Die Kosten für die Erweiterung seiner Eisenbahnlandschaft werden zu 80 Prozent bezuschusst. Blust freut sich, wenn am Zaun vor dem Grundstück Menschen stehen, und seine Miniaturwelt hemmungslos bestaunen. Er hat sogar einen Aushang angebracht – wegen der vielen Nachfragen. Darauf kündigt er an, wann die nächste Zugfahrt geplant ist. OLAF PASCHEN

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