Seenschifffahrt schränkt Betrieb ein
Auf dem Starnberger See hat der niedrige Wasserstand Konsequenzen: Die Fahrgast-Schifffahrt muss wegen Niedrigwasser eingeschränkt werden. Aus Sicherheitsgründen fährt die Bayerische Seenschifffahrt GmbH die Stege in Possenhofen und Bernried am Westufer seit gestern nicht mehr an. „An den Stegen ist es derzeit zu seicht“, erklärt Prokurist Marcus Weisbecker. „Berühren die Schiffsschrauben den Grund verursacht das enormen Schaden. Im schlimmsten Fall könnte das Schiff stecken bleiben.“
Die restlichen sechs Stege auf dem Starnberger See werden weiter angefahren. Auf dem Tegernsee, dem Königssee sowie dem Ammersee gibt es derzeit keine Einschränkungen. „Diese Seen haben Zuflüsse. Der Starnberger See aber speist sich zum Großteil unterirdisch aus dem Grundwasser“, sagt Weisbecker. „Dass es wochenlang nicht richtig geregnet hat, macht sich dort deshalb besonders bemerkbar.“
Der Wasserstand am Starnberger See ist so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr. Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt lag er gestern um 16 Uhr bei 583,93 Metern über Normalnull. „Bisher musste der Fahrgastbetrieb wegen Niedrigwasser noch nie eingeschränkt werden. Eher machte uns Hochwasser zu schaffen“, sagt Weisbecker und hofft auf Regen.
See trocknet aus, Fische verenden
Absoluter Notstand herrscht am kleinen Berger See bei Steinhöring (Kreis Ebersberg). Er ist fast ausgetrocknet, nur in der Mitte ist ein kleiner Tümpel geblieben. In dem jedoch treiben hunderte tote Fische – verendet wegen Sauerstoffmangel. Die Eigentümerfamilie Abinger muss sie nun einsammeln und entsorgen. Zwei Kubikmeter waren es bis gestern Mittag. „Die kommen in die Tierkörperverwertung“, sagt Martin Abinger. Zunächst war geplant, die Tiere mit einer Sauerstoffpumpe zu retten. Doch der Plan wurde aufgegeben – das Wasser ist einfach zu warm, sagt Bürgermeisterin Martina Lietsch. Viele Gewässer 3. Ordnung – das sind die Bäche – sind derzeit fast ausgetrocknet, so auch der Kleine Ascherbach im Kreis Fürstenfeldbruck.
Wirbel um Atomkraftwerk
Der niederbayerische Grünen-Abgeordnete Toni Schuberl erzeugte gestern durch ein Foto auf Facebook viel Wirbel. Schuberl hatte das Foto eines fast ausgetrockneten Isar-Stausees „in der Nähe des Atomkraftwerks Isar 2“ bei Landshut veröffentlicht und dazugeschrieben, der Kühlturm des AKW benötige ungefähr 700 Liter Kühlwasser je Sekunde aus der Isar. Ein Elektrizitätswerk aus dem Schwarzwald griff das auf und folgerte, die Notabschaltung stehe kurz bevor.
Das jedoch dementiert der AKW-Betreiber Preußen Elektra auf Anfrage unserer Zeitung scharf: „Es gibt aktuell keine hitzebedingten Betriebseinschränkungen für das Kernkraftwerk Isar 2 und es sind auch keine zu erwarten.“ Das Kraftwerk entnehme sein Kühlwasser aus dem Stausee Niederaichbach und sei damit „relativ unabhängig“ vom Pegelstand der Isar. Die Isar sei mit 22 Grad auch nicht zu warm, gemäß Betriebsvorschriften sei das Kraftwerk erst ab einer Temperatur von 28 Grad abzuschalten. Die Situation am Stausee sei indes unkritisch.
Schuberl sagt auf Anfrage, er habe tatsächlich einen anderen Stausee bei Dingolfing, also oberhalb des Kraftwerks, fotografiert – was andere aus einem Facebook-Eintrag folgerten, darauf habe er keinen Einfluss. „Fakt ist jedoch, dass das Kraftwerk 700 Liter je Sekunde über den Kühlturm in die Luft bläst.“ Das sei „nicht die Lösung unserer heutigen Probleme“.
Sorgen um Kartoffeln und Zuckerrüben
Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben – Pflanzen mit viel Wasserbedarf treiben den Landwirten Schweißperlen auf die Stirn. Zum Beispiel im Landkreis Freising. „Es ist deprimierend“, sagt Gerhard Stock, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis. Bei den Kartoffeln erwarteten die Landwirte eine schlechte Ernte, die Kartoffeln werden kleiner sein. Auch Zuckerrüben hätten mehr Regen benötigt. Beim Mais ist die Lage je nach Landkreis unterschiedlich – in Freising jedenfalls regnete es während der Wachstumsphase viel zu wenig. Die Pflanzen haben nur kleine Kolben. Josef Andres, Kreis–chef der Bauern in Rosenheim, sagt, die Maisernte werde wegen der Trockenheit drei bis vier Wochen früher beginnen. Auch beim Grünschnitt gibt es Probleme
Ein Spezialproblem in Freising ist der Hopfen mit 2000 Hektar Anbaufläche. Zuerst setzte den Pflanzen der Hagel zu, jetzt die Wasserknappheit. Das koste Ertrag und Qualität, sagt Stock. Nur die Getreideernte ist in Freising, aber auch zum Beispiel in Fürstenfeldbruck, gut ausgefallen. cos/mps/dw/hob/kb/duc