Farchant – Die Schafrisse rund um Garmisch-Partenkirchen häufen sich. Die Halter sind wütend, fühlen sich von der Politik alleingelassen. Es sei nicht nur emotional eine schwierige Situation, es gehe auch um einen finanziellen Schaden, sagt Hermann Ostler, Wirt und Hirte der Stepbergalm. „Da geht es um die gesamte Almwirtschaft“, klagt er. „Wenn das so weiterläuft, geht die gesamte kleinbäuerliche Struktur kaputt.“ Damit würde auch die Kulturlandschaft, die das Werdenfelser Land prägt, verschwinden. „Und das kann richtig schnell gehen.“
Zuletzt hatte es in der Nacht auf Mittwoch einen Vorfall gegeben. Drei Schafe aus der Farchanter Herde waren tot gefunden worden (wir berichteten). Sie waren übel zugerichtet. „Dem einen wurde ein Haxen abgerissen, ein anderes wurde angebissen“, sagt Hans Hibler, der Chef der Werdenfelser Bergschafzüchter. Erst am Wochenende davor hatte es weitere Risse gegeben. Die Farchanter Viehhalter haben inzwischen reagiert und noch in der Nacht ihre Schafe von der Sommerweide geholt. „Wir wissen noch nicht, was wir jetzt machen“, sagt Hibler. Es sei keine zufriedenstellende Lösung, die Tiere im Tal zu lassen. „Wir brauchen das Futter, das wir über den Sommer machen, eigentlich im Winter.“
Von den fünf Tieren, die Ostler verloren hat, waren zwei trächtige Muttertiere. In ein paar Wochen hätten sie ihren Nachwuchs zur Welt gebracht. Ob noch mehr Tiere gerissen wurden, weiß er noch nicht. „Wir können ja nicht nachzählen, dazu müssten wir sie ja zusammenpferchen.“
Noch ist völlig unklar, ob die Tiere von einem Wolf gerissen wurden. Oder von einem Goldschakal wie zuletzt in Huglfing im Landkreis Weilheim-Schongau. Die Tiere würden nicht gefressen, sondern nur gerissen, betont Ostler. Die Angriffe hätten also nichts mit Nahrungssuche zu tun, eher mit einem Blutrausch. Zwei Tiere haben die Verantwortlichen der Weidegenossenschaft mit Kameras ausgestattet. Nach ersten Erkenntnissen ist darauf aber nichts zu sehen. CHRISTIAN FELLNER