Der Weggefährte des Prinzen

von Redaktion

VON CORNELIA SCHRAMM

Kaltenberg – Ein bisschen Mitleid hat Benedikt Franke mit Prinz Ludwig. „Dass er den Löwenmarsch jedes Jahr in der Lederhose läuft, halte ich schon für eine ganze Nummer härter“, sagt er und lacht. Außer dem Tragen von Funktionskleidung steht der 40-Jährige dem Prinzen aber in nichts nach – auch er läuft beim Löwenmarsch 100 Kilometer in 24 Stunden. „Wanderkleidung, Stirnlampe und Regencape sind praktisch, aber am Ende braucht es auch mentale Stärke.“

Zum vierten Mal lädt Prinz Ludwig am kommenden Samstag in die Arena auf Schloss Kaltenberg (Kreis Landsberg am Lech). Da, wo sonst die Ritterspiele stattfinden, sammeln sich wieder um die 650 Wanderer. Ihr Ziel: Schloss Hohenschwangau im Ostallgäu. Station machen sie am Ammersee und in Wessobrunn (Kreis Weilheim-Schongau). Über Nacht geht es über den Märchenwald Schongau und die Wieskirche weiter bis nach Schloss Hohenschwangau.

Und all die wackeren Wanderer haben eine Mission: Auf dem Löwenmarsch schwitzen sie für den guten Zweck und sammeln Spenden für die Learning Lions, das Hilfsprojekt des Prinzen. In der Turkana-Halbwüste im Nordwesten Kenias vermittelt es jungen Menschen Bildung und Arbeit. Familie, Freunde und Arbeitgeber sponsern die Läufer. Pro Kilometer überweisen sie über deren Startnummern Geld an das Löwenmarsch-Konto.

Rund 7000 Euro hat Benedikt Franke so jedes Jahr für die Learning Lions erlaufen. Der Marsch findet heuer zum vierten Mal statt. „Ich bin aber erst zum dritten Mal dabei“, sagt Franke. „2018 war mein Fuß gebrochen.“ Also beobachtete er das Treiben, das sein bester Freund Prinz Ludwig organisiert hatte, da noch skeptisch vom Wegesrand aus – erlag dann aber im nächsten Jahr dem besonderen Zauber des Marsches, wie er sagt. 2020 schnüren Prinz Ludwig und Benedikt Franke ihre Wanderschuhe gemeinsam. Die beiden sind gleich alt, kennen sich seit sie klein waren, sind gemeinsam gesegelt und in England zur Schule gegangen. „Er ist mein ältester Freund und Pate meines Sohnes“, erzählt Franke, der bald auch Trauzeuge auf Prinz Ludwigs Hochzeit sein wird. Kein Wunder, dass der Prinz auch beim Marsch nicht auf ihn verzichten will. „In den 24 Stunden gibt er zig Interviews“, erzählt Franke. „Da bin ich dafür zuständig, dass er gut ausschaut“, sagt er und lacht.

Und überhaupt: Die Freunde, einer Prinz, der andere Stellvertretender Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, schauen aufeinander. Und so beginnt auch eine Anekdote: „Bei einem Marsch lief Prinz Ludwig mitten in der Nacht plötzlich nicht mehr neben mir“, erzählt Franke. „Ich dreh mich um, gehe einige Schritte zurück. Und da sitzt er einfach eingenickt im Straßengraben.“ Sekundenschlaf.

Die Etappe in der Nacht ist selbst für trainierte Läufer hart. „Ich war lange bei der Bundeswehr und jogge täglich mit meiner Frau“, sagt Franke. „Etwa ab dem Märchenwald ist man aber frustriert, weil einem die Müdigkeit so zu schaffen macht – und noch immer 45 Kilometer vor einem liegen. “ In den Gruppen wird es immer stiller. Jeder beißt die Zähne zusammen. „Der Märchenwald wird da zum Albtraumwald.“

Aber irgendwann geht immer die Sonne auf. Das Frühstück an der Wieskirche weckt die Lebensgeister – trotz der Blasen am Fuß. „Ab da hat man nur noch den guten Zweck im Kopf“, sagt Franke. Und kurz vor dem Ziel ist der treue Wegbegleiter noch mal gefragt: Franke reicht Prinz Ludwig einen frischen Janker. „Den trage ich jetzt immer mit, in seinem Rucksack zerknittert er.“

Spenden an

DE71 70052060 0022 6485 70. Anmeldeschluss für Läufer ist am 31. August. Infos unter www.löwenmarsch.de

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