Ein 86-Jähriger im Spatzen-Fieber

von Redaktion

VON ANDREA GRÄPEL UND KATRIN WOITSCH

Andechs – Den Abend in Kapstadt wird Rudolf Schreiber nie vergessen. Es war nicht das erste Kastelruther-Spatzen-Konzert in seinem Leben – aber nie hatte er eine so weite Anreise in Kauf genommen wie damals. Im Gepäck hatte er ein großes Plakat. „Kloster Andechs grüßt die Kastelruther Spatzen“, stand darauf. Er hielt es hoch, so lange seine Arme mitmachten. Und ist sicher, dass „seine Spatzen“ genau wussten, wer da im Publikum steht.

„Ich bin mit dem Sänger Norbert seit 33 Jahren befreundet“, erzählt er. Erst war er nur eingefleischter Fan, dann wurde er treuer Begleiter. „So ist im Laufe der Jahre eine enge Freundschaft entstanden.“ Sogar ein Lied haben seine Spatzen ihm gewidmet, erzählt er stolz. „Feuervogel flieg“, heißt es. Ein schöneres Geschenk hätte man Rudolf Schreiber nicht machen können.

Nun macht er sich selbst ein Geschenk. Er ist 86 – und hat sich gewünscht, dass seine Lieblingsband noch einmal in Andechs spielt. Dreimal hatte er die Südtiroler Musiker schon ins Klosterdorf geholt. Das erste Mal 1990, drei Jahre später gleich wieder, weils einfach zu schön war. Und dann noch mal 1999. Eigentlich wollte er sich ein Konzert zum 85. schenken. Letztes Jahr kam ihm Corona dazwischen. Also holt er das jetzt nach.

Am morgigen Donnerstag werden seine Freunde im Florianstadl in Andechs wieder auf der Bühne stehen. Um die ganze Organisation hat sich Rudolf Schreiber gekümmert. Seit Frühjahr rührt er die Werbetrommel, hängt Plakate auf, verkauft die Karten. 700 Menschen können kommen, 500 Tickets hat er bereits verkauft. Bis morgen will er auch die letzten 200 noch unter die Leute bringen. Andernfalls würde er draufzahlen. Aber das wäre es ihm wert, seine Spatzen endlich wieder in Andechs zu haben, sagt er.

„Die letzten Nächte habe ich kaum geschlafen“, erzählt er. Die Aufregung wird nun so kurz vor dem Konzert einfach zu groß. Außerdem klingelt die ganze Zeit sein Handy. Der 86-jährige Steinmetz im Ruhestand wusste, was er sich da antut. Und er weiß jetzt schon, dass es der Abend wert sein wird. „Die ganze Anspannung wird wohl erst abfallen, wenn ich vorne in der ersten Reihe sitze und sie zu spielen anfangen“, sagt er voller Vorfreude. Natürlich wird er mitsingen. Er kennt schließlich jedes Lied auswendig. Das aktuelle Album „Freundschaft aus Gold“ hört er rauf und runter – der Titel passt ja auch so gut zu ihm und seiner Lieblingsband.

Als Veranstalter des Konzerts lässt er es sich natürlich nicht nehmen, die Bands aller Bands selbst anzukündigen. Über ein paar Ecken hat er schon gehört, dass seine Spatzen für ihn eine Überraschung geplant haben. „Was es sein wird, weiß ich nicht“, sagt er. Aber seine Vorfreude ist mindestens so groß wie sein Stolz. Ein Plakat wird er bei diesem Konzert jedenfalls nicht brauchen. Die Spatzen wissen ja jetzt, was ihr größter Fan für sie tut, nur um sie mal wieder live zu sehen.

Das Konzert

beginnt um 19.30 Uhr im Florianstadl in Andechs, Einlass ist um 18.30 Uhr. Karten à 70 Euro gibt’s im Vorverkauf unter 0 18 06/ 57 00 70 oder direkt bei Schreiber unter 0 81 52/39 89 68.

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