NACHGEFRAGT

„Bitte mit Augenmaß“

von Redaktion

Geschlossene Türen, weniger Weihnachtsbeleuchtung, dunkle Denkmäler: Bayern muss Energie sparen. Welche Auswirkungen hat das für den Tourismus? Oswald Pehel, Geschäftsführer des Verbands Tourismus Oberbayern, mahnt, Gäste wie Einheimische bräuchten auch Lichtblicke in diesen Zeiten.

Wird der Freistaat durch die Energiespar- Maßnahmen unattraktiver für Touristen?

Jeder versteht, dass wir aktuell Energie sparen müssen. Aber gerade Weihnachtsmärkte sind nach der Coronazeit wichtig für den Tourismus – und für die lokale Bevölkerung. Es braucht auch Lichtblicke in diesen Zeiten. Wir müssen differenzieren: Wo bringen die Einsparungen wirklich was – und wo ist der Effekt zu vernachlässigen. Ich glaube, mit schließenden Ladentüren, der Absenkung von Raumtemperaturen, mit Wärmedämmung oder indem man lieber mal öffentlich als mit dem Auto fährt, ist mehr gewonnen, als wenn man in unseren Städten und Gemeinden dauerhaft das Licht ausmacht.

Eine glitzernde Weihnachtswelt gehört also trotz Krise zum Charme Oberbayerns im Winter?

Ja. Zumindest bis 22 Uhr sollten wir schon in einem gewissen Rahmen die Beleuchtung beibehalten. Das ist in Innenstädten im Übrigen auch eine Sicherheitsfrage. Man sollte lieber überlegen, ob man nicht auf energiesparende LED-Lampen oder andere Varianten zurückgreifen kann. Diese Entscheidungen müssen mit Augenmaß getroffen werden.

Wie spürt die Tourismus-Branche die hohen Energiepreise? Bleibt mancher Wellness-Bereich im Winter geschlossen?

Das ist ein großes Thema. Viele fragen sich: Kann ich die Kosten auf die Zimmerpreise umlegen? Was passiert, wenn kein Gas mehr da ist? Da herrscht große Unsicherheit. Ob vereinzelt mal die Sauna aus bleibt, muss jeder Betrieb selbst entscheiden. Das hängt auch davon ab, woher die Energie in den einzelnen Betrieben kommt.

Rechnen Sie mit mehr Heimaturlaubern, weil aus Sorge vor der Gasrechnung lieber kein Transatlantikflug gebucht wird?

Wir haben während der Coronazeit schon erlebt, dass zumindest im Inlandsurlaub neue Zielgruppen in Oberbayern Urlaub gemacht haben. Ich glaube, das wird so bleiben. Der ein oder andere wird sich auch fragen, ob er jetzt 500 oder 1000 Kilometer mit dem Auto in den Urlaub fährt, oder ob es nicht günstiger und gemütlicher ist, mit der Bahn zu einem Ferienziel in Oberbayern zu fahren.

Interview: Dominik Göttler

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