Eichenried – Einen „wunderschönen letzten Tag“ haben Tobias Dreiseitel und seine Freundin Anna Lux verbracht. „Tobias mochte eigentlich kein Frühstück, aber an diesem Morgen hat er uns ein Riesenfrühstück gezaubert, weil er wusste, dass ich das so liebe“, erzählt die 21-jährige Studentin. Auf ihrem Balkon in Eichenried im Kreis Erding haben sie den Morgen genossen und viel geratscht. „Wir brauchten nicht viel. Wir haben uns genügt.“ Den Nachmittag verbrachten sie am Lieblingsweiher. Abends traf sich das Paar mit Freunden, um einen Kroatien-Urlaub zu planen. „Tobi wusste schon, wann wir Rast machen, wo und wie oft wir grillen. Wir haben noch darüber gelacht.“
Der Kroatien-Urlaub sollte nicht mehr sein. Tobias Dreiseitel ist mit nur 25 Jahren zwei Tage später durch einen tragischen Unfall nach der Brass Wiesn gestorben. Er wurde leblos im Echinger Weiher gefunden. „Er ist da aus dem Leben rausgerissen worden, wo es am schönsten war“, sagt seine Freundin. Beide dachten schon an eine gemeinsame Zukunft. „Wir wurden gemeinsam erwachsen. Unser Leben war perfekt“.
Auch für Tobias’ Mutter Sabine Dreiseitel ist seit dem 5. August nichts mehr, wie es war. Sie liebte an ihrem Tobi so vieles: „Er war ein ganz Besonderer, er hatte immer ein Lächeln im Gesicht. Er hat uns damit so glücklich gemacht. Er war unser Sonnenschein.“ Am meisten schätzte sie seine Selbstlosigkeit: „Alle anderen kamen zuerst. Er stellte sich immer hinten an. Wenn ich ihn gebraucht habe, sagte er: Mami, ich komme.“ Jeder habe sich in seiner Gesellschaft wohlgefühlt. Die riesige Anteilnahme an der Trauerfeier bestätigen das. „Es ist mir sehr nahe gegangen zu sehen, dass Tobias’ Tod so wahnsinnig viele Menschen richtig berührt hat“, sagt Anna Lux.
„Geht nicht, gibt’s nicht“, habe Tobias stets gesagt. Wenn der Auto-Liebhaber was reparieren sollte und es nicht konnte, habe er sich auf Youtube zig Tutorials angeschaut. Obwohl Tobias so ein Perfektionist war und alles durchgeplant hat, habe er im „Hier und Jetzt“ gelebt, mit neuen und ausgefallenen Ideen, für die er sich begeisterte. Zum Staunen habe Tobias die Menschen schon als Kind gebracht. Als Fünfjähriger brachte er sich Zaubertricks bei und unterhielt damit einen ganzen Campingplatz in Italien. Auch in der Pandemie hat er sich Gedanken gemacht, wie er anderen eine Freude bereiten kann. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jonas hat er eine Cocktailbar mit Lieferservice gegründet. „Tobias wollte was bewegen. Ich habe so viel von ihm gelernt“, sagt sein Bruder.
Geschichten über Tobias Dreiseitel könnten ein ganzes Buch füllen, und er hatte noch so viel vor. Für seine letzte Ruhestätte hat seine Mutter ein Grab mit Blick auf den Wald ausgesucht. „Tobias liebte ja auch die Natur – und das Leben.“ ALEXANDRA ANDERKA