München/Berlin – Die Bahn muss bundesweit 137 000 poröse Betonschwellen austauschen. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Inspektion, die nach dem Unfall bei Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten gestartet worden war.
Seit Juni hatten Experten die von der Firma Leonhard Moll hergestellten Schwellen eines bestimmten Typs geprüft – insgesamt rund 200 000 Bahnschwellen. Hintergrund ist der Verdacht, dass poröse Schwellen zum Bahnunglück bei Burgrain geführt haben. Die Betonschwellen bröseln aufgrund chemischer Reaktion. Dies tritt auf, wenn Beton zu viel lösliche Kieselsäuren enthält und Feuchtigkeit ausgesetzt ist – landläufig spricht man vom Betonkrebs.
In den Tagen nach dem Unfall hatte die Bahn vorsorglich etliche Langsamfahrstellen eingerichtet, auch an der Werdenfelsstrecke. Teilweise ist die Bahn dort nur noch mit Tempo 20 unterwegs. Die Strecke ab Murnau Richtung Süden ist wegen einer umfassenden Sanierung ohnehin bis November gesperrt.
Jetzt steht fest: Tatsächlich müssen fast zwei Drittel der untersuchten Schwellen bundesweit, insgesamt 137 000, ausgetauscht werden. Zum Teil ist das laut Bahn schon geschehen – an 70 Streckenabschnitten. Weitere 155 Baustellen werden jedoch noch folgen. Die Arbeiten werden sich laut Bahn bis ins nächste Jahr ziehen. „Unter einem möglichen Herstellerfehler sollen unsere Kunden nicht über Gebühr leiden“, erklärt DB-Infrastruktur-Chef Berthold Huber. Einschränkungen sollen „schnellstmöglich“ beseitigt werden. Besonders hoch ausgelastete Strecken hätten bei der Sanierung Vorfahrt. Eisenbahnverkehrsunternehmen, die wegen der Verspätungen dann Strafzahlungen leisten müssen, sollen die Kosten erstattet werden. Insgesamt rechnet die Bahn mit einem Schaden im dreistelligen Millionenbetrag. „Mögliche Regressansprüche gegenüber dem Schwellenhersteller werden auf Basis der abschließenden Gutachten juristisch geprüft“, heißt es.