Landwirte schweigen eisern

von Redaktion

Prozess nach Tierquälerei-Vorwürfen im Allgäu hat begonnen

Memmingen – In einem Prozess wegen Tierquälerei auf Allgäuer Bauernhöfen müssen sich seit gestern zwei Landwirte vor dem Memminger Landgericht verantworten. Die beiden 68 und 25 Jahre alten Angeklagten, Vater und Sohn, äußerten sich zu den Vorwürfen nicht.

Der Staatsanwalt listete bei der etwa eineinhalbstündigen Anklageverlesung das Leiden von zahlreichen Tieren auf den drei Höfen der Beschuldigten in Bad Grönenbach auf. In dem Prozess geht es um insgesamt 54 Rinder. In den meisten Fällen wird den Angeklagten vorgeworfen, erkrankte Tiere im Stall nicht in einer Krankenbucht separiert und keinen Tierarzt gerufen zu haben. Die Kühe hätten dadurch längere Zeit erheblich leiden müssen, bei etlichen Tieren sei es zu Notschlachtungen gekommen. Die beiden Bauern sollen sogar Anweisungen der Veterinärbehörde, Tierärzte zur Behandlung der kranken Kühe zu rufen, ignoriert haben.

Nach Angaben der Ermittler wurden auch Kälbchen, teils erst wenige Tage alt, mit Lungen- und Darmentzündungen sich selbst überlassen. Die Jungtiere hätten Atemnot gehabt und dies auch als lebensbedrohlich erlebt, sagte der Staatsanwalt. Dennoch sollen die Landwirte sie nicht versorgt und verendete Tiere auf einem Kadaverhaufen entsorgt haben. Die Angeklagten seien „charakterlich völlig ungeeignet“, Tiere zu halten.

In dem Prozess geht es auch um ein Tierhalteverbot für die beiden Beschuldigten. Bereits im Vorfeld wurde solch ein Verbot vorläufig angeordnet. Darüber sollen sich Vater und Sohn hinweggesetzt haben. Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft fünf Anklagen mit verschiedenen Vorwürfen vorgelegt. So soll der Vater auch 15 Kühe gekauft und dafür den Preis von mehr als 28 000 Euro nicht bezahlt haben. Beide Beschuldigte sollen zudem Sozialabgaben für Mitarbeiter in Höhe von etwa 100 000 Euro nicht wie vorgeschrieben bezahlt haben.

Weil die Angeklagten schweigen, ist eine umfangreiche Beweisaufnahme nötig. Die Strafkammer hat 14 Verhandlungstage geplant, das Urteil könnte Ende Oktober verkündet werden.  dpa

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